Der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski hat für einen „verantwortungsbewussten
Umgang mit der Vergangenheit“ plädiert. Im Wiener Parlament sprach der heutige polnische
Staatssekretär bei der Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus, die alljährlich
am Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen abgehalten wird. Solche Gedenktage seien
keine „Feste der Freiheit und der Freude“, sagte Bartoszewski, der selbst ein Überlebender
von Auschwitz ist. Diese Anlässe seien vielmehr dazu, „für einen Augenblick“ den Ermordeten
die Stimme zu leihen. Bartoszewski zitierte das Bibelwort „Das Blut deines Bruders
schreit zu mir vom Ackerboden“ aus der Geschichte von Kain und Abel. Wörtlich sagte
der polnische Politiker, Historiker und katholische Literat: „Wenn einer dem unvorstellbaren
Bild von Leichenhaufen und Bergen menschlicher Asche gegenübersteht, dann empfindet
er keine Freude über die Befreiung. Er empfindet nur Trauer, denn er hat das Werk
der Bestie im Menschen gesehen“. Mitunter werde gesagt, dass dafür, was Menschen in
den KZs angetan wurde, keine Worte adäquat seien. Aber dort, wo die Vernunft schweige,
könnten Dämonen lautstark Massen in ihren Bann ziehen. - Mit den Spitzen der Republik
nahmen auch kirchliche Vertreter, so der Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen
und der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos an der Gedenkfeier teil.