Philippinen: Kardinal Rosales wird keine Demonstrationen anführen
Der Erzbischof von Manila, Kardinal Gaudencio Rosales, will nicht seinen berühmten
Vorgänger imitieren: Kardinal Jaime Sin hatte 1986 die Proteste gegen Wahlfälschungen
angefeuert, die schließlich zum Sturz des Diktators Ferdinand Marcos führten. Die
Lage heute sei « doch eine sehr andere », meinte Rosales jetzt nach einer Messfeier
mit Präsidentschaftskandidaten: Heute gebe es demokratische Institutionen und eine
unabhängige Wahlkommission. Er werde nur dann öffentlich die Stimme erheben, wenn
es im Umfeld der Wahlen vom 10. Mai zu Gewalt komme. Dass einige Kandidaten jetzt
schon Massenproteste ankündigen, falls die Wahlen nicht ausgehen wie erwartet, findet
der Kardinal « unverantwortlich ». Auch der Kandidat, den viele Katholiken der Philippinen
bevorzugen, hat mit « Protesten wie in Thailand » gedroht : Es ist Benigno Aquino,
Sohn der früheren Präsidentin Corazon Aquino. Der Senator liegt derzeit in den Umfragen
auf Platz eins. Zwei Präsidentschaftskandidaten haben am Sonntag im Beisein von Kardinal
Rosales einen so genannten « Pakt für das Leben » unterzeichnet. Damit stellen sie
sich hinter die Haltung der Bischöfe in Sachen Lebensschutz. Rosales legt allerdings
großen Wert auf die Feststellung, dass Parteien durch das Beitreten zu diesem Pakt
nicht automatisch die Unterstützung der Kirche bekommen. Die Bischöfe halten sich
aus dem Wahlkampf im einzigen mehrheitlich katholischen Land Asiens offiziell heraus.