2010-05-06 11:19:31

Brasilien: Bischöfe verurteilen Pädophilie


RealAudioMP3 Wenn sie sich treffen, brauchen sie immer viel Platz: Die brasilianische Bischofskonferenz ist mit weit über vierhundert Mitgliedern die größte der Welt. Und sie trifft sich derzeit in der Hauptstadt Brasilia – aus zwei Gründen, wie Kardinal Odilo Scherer erzählt:
„Weil nach dieser Vollversammlung sofort auch der Eucharistische Kongress beginnt. Und wir feiern auch mit der Kirche hier das fünfzigjährige Jubiläum der Gründung dieses Erzbistums und auch dieser Stadt, die im Jahr 1960 eingeweiht worden ist.“
Offizielles Thema der Beratungen ist „das Wort Gottes“ – ein Wort, das nicht nur der Kirche selbst gehört, wie der Kardinal von Sao Paolo betont.
„Wir wollen, dass das Wort Gottes in die brasilianische Gesellschaft ausstrahlt, um die vielen Probleme zu lösen, die wir haben. Das Sozial- und wirtschaftliche Leben wollen wir durch das Wort Gottes beeinflussen – das Licht Gottes soll der ganzen Gesellschaft helfen, nicht nur der Kirche als solcher!“
Allerdings hat auch die Kirche selbst Hilfe nötig – denn auch in Brasilien steckt sie in Missbrauchs-Turbulenzen. Das liegt u.a. am Erzbischof von Porto Alegre, Dadeus Grings. Dieser hielt zwar unmissverständlich fest, dass die Kirche keine Toleranz mit Missbrauchs-Tätern kennt:
„Das ist ein äußerstes Verbrechen – besonders mit Kindern! Die Kinder werden dadurch in ihrer Entwicklung gestört, sie verlieren sozusagen ihr Leben…“
Doch Grings sorgte mit der Bemerkung, „die Gesellschaft an sich“ sei heutzutage mehrheitlich „pädophil“, für einen Sturm der Entrüstung in den Medien. Im Gespräch mit „O Globo“ meinte der Erzbischof auch, wenn man sich zu sehr für die Rechte von Homosexuellen einsetze, „dann stoßen wir ziemlich bald auch auf die Rechte von Pädophilen“.
„Jeder Bischof ist selbst für das verantwortlich, was er den Journalisten auf ihre Fragen antwortet”, meint dazu der Erzbischof von Rio de Janeiro, Orani Tempesta. „Das ist dann keine Meinung der Kirche an sich. Auch in der Kirche spiegeln sich viele verschiedene Meinungen wider, die es in der Gesellschaft so gibt.“

Natürlich hat es auch in den Reihen der brasilianischen Priester und Ordensleute einige Pädophilie-Fälle gegeben – aber im großen und ganzen sieht der Päpstliche Nuntius, Lorenzo Baldisseri, die größte katholische Ortskirche der Welt für diese Fälle gut gerüstet.

„Die Kirche Brasiliens hat alles, um diese Probleme in guter Weise anzugehen. Ich habe den versammelten Bischöfen einige Hinweise gegeben und die Dokumente des Heiligen Stuhls zu diesem Problem vorgestellt. Die bisherigen Missbrauchsfälle wurden offenbar mit großer Ernsthaftigkeit und Würde behandelt von seiten der Bischöfe. Die Priester, die sich schuldig machen, müssen sich natürlich verantworten – vor Gott und vor dem Richter, wie der Heilige Vater das gesagt hat.“

Vertreter des Papstes beim Nationalen Eucharistischen Kongress wird der brasilianische Kardinal Claudio Hummes sein. Der Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation wird ausserdem ein großes brasilianisches Priestertreffen in Brasilia leiten.

(rv 06.05.2010 sk)








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