Am Dienstag ging im
Vatikan die Jahrestagung der päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften zu Ende.
Auf der Tagesordnung stand unter anderem das Thema: Erneuerbare Energien und Welternährung.
Einer der geladenen Fachleute war der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter
Harry Carstensen. Land der Horizonte – so lautet die Eigenwerbung des Landes.
Hoch im Norden Deutschlands ist es eigentlich immer windig - und das das macht das
Bundesland zu einem Vorreiter in Sachen Windenergie, und seinen Ministerpräsidenten
zum Fachmann in Sachen Eingliederung dieser Energiequelle in das Wirtschaftssystem.
„Wir
haben in der Windenergie eine besondere Situation: Wir sind nämlich nahe an der Konkurrenzfähigkeit
zu den anderen Energieträgern, zu den konventionellen Energieträgern. Deswegen ist
für uns in Schleswig-Holstein die Windenergie auch die Leitenergie, wenn wir davon
sprechen, dass wir 2020 die rechnerische Stromversorgung in Schleswig Holstein zu
100 % aus regenerativen Energien haben wollen.“ Ein mit der Energiefrage
zusammenhängendes Thema der päpstlichen Akademie: die Welternährung. Im letzten Jahr
hatte Carstensen die Gelegenheit, mit Benedikt XVI. darüber zu sprechen. Es folgte
ein Besuch des Kanzlers der päpstlichen Akademie, Bischof Marcelo Sánchez Sorondo,
im hohen Norden; auch dabei war der Zusammenhang von Energie und Hunger das Thema:
„Eine
Milliarde Menschen hungert auf der Erde - und da habe ich meine moralischen und ethischen
Probleme, zu sehen, dass man aus Nahrungsmitteln Biosprit macht. Ich habe kein gutes
Gewissen, wenn aus einer Tagesration für einen Hungernden rund 80 Kubikzentimeter
Biosprit gemacht werden, so dass wir damit 900 Meter mit dem Auto fahren können. Oder
um es andersherum zu sagen: Wenn die Kalorien einer Tankfüllung, die aus Mais und
Getreide gewonnen sind, dazu ausreichen würden, einen Menschen ein Jahr lang vom Hungertod
zu bewahren!“ Ein protestantischer Norddeutscher unter den Akademikern des
Papstes: Was kann die Kirche lernen?
„Wir haben sehr viele Reaktinoen erlebt
heute, ausgesprochen positive Reaktionen sogar... vielleicht auch deswegen, weil es
meine Art ist, sehr praktisch mit solchen Themen umzugehen, weil vielleicht auch in
einer solchen Akademie die politische Umsetzung etwas Neues ist. Man kann natürlich
wissenschaftlich über vieles diskutieren, aber wir sind in der Politik auch aufgefordert,
dann die guten Ideen umzusetzen, und da ergeben sich manchmal Grenzen; über diese
Grenzen habe ich gesprochen, und ich habe festgestellt, dass der Weg, wie wir ihn
in Schleswig-Holstein beschreiten, auch von großem Interesse woanders ist.“ (rv
5.5.2010 ord)