Sichere und menschenwürdige
Arbeitsplätze, darum sorgen sich derzeit viele Menschen. Auch im Vorfeld des Ökumenischen
Kirchentages, der in gut einer Woche in München startet, steht das Thema zur Diskussion.
Der Diözesanrat in München hat interessierte Gläubige zu zwei Betriebsbesichtigungen
eingeladen: Es ging zu den Stadtwerken und zum Autobauer BMW als Produktionsbetrieb.
Die Teilnehmer erfuhren vor Ort mehr über die Schattenseiten dieser prekären Arbeit.
Wie Herbert Jagdhuber, der Geschäftsführer im Diözesanrat erklärt, wurden diese Arbeitsbereiche
ausgesucht… „… um gerade da das Prekariat, also Arbeitsplätze, die
keinen gescheiten Lohn mehr kriegen, zu sehen. Wie sieht es aus, wenn der technische
Druck in der Fertigung, der jetzt bei 98 Prozent liegt, bei 100 Prozent ist? Gibt
es dann noch Arbeitsplätze in diesem Bereich? Wenn die Leiharbeit stärker bei BMW
Einzug hält? Leiharbeit bedeutet immer die Gefahr der Entsolidarisierung der Menschen
vor Ort. Weil ein Unternehmer den Leiharbeiter seinem normalen Angestellten gegenüber
stellen kann. Und der ÖKT kann dazu beitragen, solche Fragen wieder aufzugreifen und
in die Gesellschaft, in Politik und Gesellschaft hinein wirken. Ich glaube, an dieser
Stelle sind wir als Kirche als Korrektiv wichtig.“
Ein gemeinsames Gegensteuern
der Sozialpartner, auch der Kirchen, hält auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald
Schurer, der ebenfalls an der Besichtigungstour teilnahm, angesichts der Trends in
der Arbeitswelt für sinnvoll. Die Lage eines beachtlichen Teils der Arbeitnehmer am
Münchner Flughafen sei ein Lehrbeispiel:
„Mindestens 10.000 von ihnen sind,
obwohl sie ganztags arbeiten, nicht in der Lage, eine Familie zu ernähren. Selbts
dann nicht, wenn sie zu zweit arbeiten, so schlecht sind die Jobs da draußen. Und
was mich dabei besonders bewegt, ist, dass wir im reichen Oberbayern im Wirtschaftsleben
auch erleben, wie hier die Gesellschaft auseinanderfällt.“
Und so kommt
der Politiker zu dem Schluss:
„Der Arbeitsmarkt funktioniert nur, wenn es
eine gute Ordnungspolitik gibt. Es gibt unternehmerische Freiheit, die muss es geben.
Es muss aber auch die Begleitung geben durch sozialstaatliche Maßnahmen. Und ich wünsche
mir auch, dass die Kirchen Mut haben, sich in die Politik, in diese Arbeitswelt einzumischen.
Denn die Kirchen haben für mich immer noch eine moralisch und gesellschaftlich bedeutsame
Orientierungskraft, die sie im Arbeitsleben mehr einsetzen müssen. Und das ist für
mich ein ganz wichtiges Thema beim ÖKT in München.“