2010-04-29 14:02:23

D: Norbert Walter will „Ordnung und Moral im EU-Finanzsystem“


RealAudioMP3 Die Europäische Union befindet sich in der größten wirtschaftlichen Krise ihrer bisherigen Geschichte. Das ist die einhellige Meinung vieler Ökonomen und Politiker. Bei der Finanzkrise gehe es nicht um den Kapitalismus sondern um Lüge und Diebstahl. Das betonte der Kanzler der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften, der argentinische Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Europäischen Union fehle ein nachhaltiger Ordnungsrahmen, sagt uns der ehemalige Chef-Volkswirtschaftler der Deutschen Bank, Norbert Walter.

„Es geht nicht ohne einen Ordnungsraum. Es geht nicht ohne Regulierung. Am Ende wird unser ganzes System unerträglich komplex, verrechtlicht und belastet, wenn wir alles über Gesetze regeln wollen und nichts mehr über Moral sicherstellen können. Wir brauchen Menschen, auf die man sich verlassen kann. Das gilt in großen wie in kleinen Gemeinschaften. Auf diese Bedeutung von Moral für das Funktionieren einer Gesellschaft und einer Wirtschaft ist nach meiner Einschätzung, in unserer Gesellschaft insgesamt aber auch in meinem Fach – der Ökonomie – viel zu wenig hingewiesen worden.“

Aus dem Fall „Griechenland“ müsse die Europäische Union Lehren ziehen für eine langfristige Wirtschaftspolitik, so der deutsche Ökonom Walter.

„Wir brauchen Sicherheit darüber, dass Fälschungen – wie in der Vergangenheit vorgekommen sind – nicht mehr vorkommen. Wir brauchen also internationale Institutionen, die die Rechnungslegung von EU-Ländern überprüfen. Diese Institutionen existieren bereits, wir müssen sie aber in den Stand setzen, diese Arbeit zu machen. Wir brauchen danach auch Einflussnahme der Länder, die jetzt helfen und somit ihre eigenen Steuerzahler belasten. Diese Länder müssen das Recht haben, anderen Ländern, die bislang keine seriöse Wirtschaftspolitik gemacht haben, in ihren Entscheidungen hineinzureden. Man kann nicht Hilfe von jemandem erwarten und dann hinterher so tun, als ob man vollkommen selbständig sei. Ich glaube, dass die Griechen jetzt und bald auch die Portugiesen dies lernen müssen, so schmerzhaft und schwierig das erscheinen mag.“

(rv 29.04.2010 mg)







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