Österreich: Schönborn erläutert die Kirchenvision des II. Vatikanums
Die Kirche ist heilig und sündig zugleich, denn sie lebt in permanenter Spannung zwischen
ihrer geistlichen und göttlichen Dimension und ihrer irdischen, menschlichen Verfasstheit.
Darauf wies Kardinal Christoph Schönborn in einer Vorlesung über die Kirchenvision
des Zweiten Vatikanischen Konzils am Dienstagabend an der Universität Wien hin. „Gerade
in Zeiten wie diesen“ sei die Aussage aus der dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“
ein großer Trost, wonach die Kirche auf ihrem Pilgerweg zur Vollendung „schon auf
Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene Heiligkeit ausgezeichnet“ sei. Auch
jetzt, wo viel Schuld zutage trete, die Kirchenvertreter durch Missbrauch von Unmündigen
auf sich geladen hätten, gebe es „unglaublich viel gelebte Heiligkeit in der Kirche“,
so Schönborn. Der Wiener Erzbischof, der auch Großkanzler der Wiener Katholisch-theologischen
Fakultät ist und früher Dogmatikprofessor im Schweizerischen Freiburg war, hielt seine
Vorlesung im Rahmen einer Vortragsreihe über das vor 45 Jahren beendete Konzil. Zuhörer
waren zahlreiche lehrende und studierende Mitglieder der Fakultät mit Dekan Martin
Jäggle an der Spitze.