Irak: Religiöse Minderheiten und Frauen besonders gefährdet
Menschenrechtsaktivisten, Angehörige religiöser Minderheiten, Frauen, Homosexuelle,
Flüchtlinge und kritische Journalisten sind nach einem Bericht von amnesty international
(ai) im Irak besonders gefährdet. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten
Bericht der Menschenrechtsorganisation unter dem Titel „Iraq: Civilians Under Fire“
(Irak: Zivilisten unter Beschuss) hervor. Nach Einschätzung des Irak-Experten von
ai, Carsten Jürgensen, leben die Iraker „in einem Klima ständiger Angst“. Die meisten
Anschläge auf Zivilisten gehen dem Bericht zufolge von bewaffnete Gruppen und Milizen
religiöser Parteien aus. Aber auch Polizisten, Gefängnispersonal und US-Soldaten seien
für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. „Regierung, Polizei und Justiz tun
zu wenig, um potenzielle Opfer zu schützen und um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen“,
beklagte Jürgensen. Frauen und Mädchen seien im Irak besonders bedroht, heißt es weiter.
„Wenn Frauen gegen traditionelle Moralvorstellungen verstoßen, kommt es immer wieder
zu sogenannten Ehren-Verbrechen - bis hin zum Mord durch Familienmitglieder“, erläuterte
der Irak-Experte. Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten würden nicht
ausreichend geschützt. Viele nicht-muslimische Frauen sähen sich gezwungen, sich nach
muslimischer Sitte zu kleiden, um nicht angegriffen zu werden. Die Menschenrechtsorganisation
forderte von der irakischen Regierung wirksame Maßnahmen zum Schutz der gefährdeten
Personengruppen: „Alle Milizen müssen entwaffnet und gesetzliche Ausnahmeregelungen
wegen 'ehrenhafter Motive' abgeschafft werden. Auch die Problematik der Angabe der
religiösen Zugehörigkeit auf irakischen Ausweisen solle geprüft werden, so Irak-Experte
Jürgensen.