Der Süden des Sudan
steuert – vom Westen gefördert – auf die Unabhängigkeit zu. Seit Jahren geht das nicht
ohne Konflikt und Krieg. Die Steyler Missionsschwester Petra Bigge war für den Jesuiten
Flüchtlingsdienst drei Jahre in dem nordostafrikanischen Land, das 50 Jahre Krieg
gesehen hat: Nord gegen Süd, Schwarzafrikaner gegen Arabischstämmige, Christen gegen
Moslems. Einen Krieg, der den Menschen aufgezwungen wordensei. Schwester Bigge kennt
die Verzweiflung, aber auch die Hoffnungen der Bevölkerung.
„Der Krieg
sitzt sehr tief in den Menschen, aber es ist auch sehr viel Hoffnung da und ein tiefer
Wunsch nach einem geordneten und einem friedlichen Leben. Es gibt sehr schöne Momente,
vor allem bei den Frauen, zu sehen“.
Hinter den unterschiedlichen Konfliktherden
im Sudan stünden ganz handfeste wirtschaftliche Interessen, erinnert Bigge, die auch
andere Länder Afrikas und nicht zuletzt auch uns involvierten. Diese Interessen müsse
man berücksichtigen, wenn man die Situation im Sudan nicht verzerrt wahrnehmen wolle.
„Bei dem Sudankonflikt geht es um Erdöl und Gas. China zum Beispiel hat
1.000 Sicherheitskräfte im Südsudan stationiert, die diese Ölfelder oder die Reffinerien
bewachen, damit das Öl gut gefördert und verschifft werden kann. Khartum wird für
das Erdöl nicht nur mit Geld bezahlt, sondern auch mit Waffen. Auf der anderen Seite
stehen da die Europäische Union und die USA, die den Südsudan unterstützen in der
Hoffnung, dass 2011 das Referendum die Unabhängigkeit des Landes bringt und sie dann
sehr intensiv mit der Regierung zusammenarbeiten... und dann Zugriff auf das Erdöl
haben.“ Die Realität in dem Land würde von den Warlords und ihren Armeen bestimmt:
„Wie
kann es eigentlich sein, dass so eine Gruppe von 500 Rebellen der Lord Resistance
Army so viel Macht bekommt? Diese Armee hat ursprünglich gegen die Regierung in Uganda
gekämpft, und diese Rebellengruppe ist immer von der Regierung in Khartum unterstützt
worden. Auf der anderen Seite hat die Regierung in Kampala, Uganda, die südsudanesische
Befreiungsarmee unterstützt. Also kann man sagen, dass die beiden Nachbarländer jeweils
die Rebellenbewegungen im Nachbarland unterstützt haben.“
Bei bewaffneten
Aueinandersetzungen zwischen der südsudanesischen Armee und arabischstämmigen Nomaden
sollen in den letzten Tagen über 50 Menschen getötet worden sein. Es ist der bisher
schwerste Gewaltausbruch seit den Wahlen. Der amtierende sudanesische Präsident Omal
al-Bashir soll - so ließ die staatliche Wahlkommission verlauten - bei dem Urnengang
erneut im Amt bestätigt worden sein.