2010-04-24 14:32:28

Wochenkommentar von Gudula Gause: Was bleibt ist das Ringen um Verantwortung


RealAudioMP3 Verantwortung ist das Thema dieser vergangenen Woche: der isländische Vulkan Eyjafjalla-Jöküll hatte den europäischen Flugverkehr lahm gelegt. Es war wohl das größte und teuerste Verkehrschaos der Geschichte – und es hat weltweit Folgen gehabt: zehntausende Reisende hingen fest, traten dann zum Teil abenteuerliche Heimreisen an, Güter kamen nicht an, Opel zum Beispiel musste eine Produktionspause einlegen, weil Teile fehlten. Es war aber eine Frage der Verantwortung, das Flugverbot zu verhängen. Unvorstellbar die Katastrophe, wäre es zu einem Unglück gekommen, weil sich Vulkanaschepartikel in die Triebwerke gesetzt hätten. Sicherheit vor Umsatz, - das war die Diskussion zwischen Fluggesellschaften, die ebenfalls selbstverständlich zuvörderst an Sicherheit interessiert sind, und Bundesverkehrsminister Ramsauer, der mit Krisenstab, der Deutschen Flugsicherung und der internationalen Luftsicherheitsbehörde die Verantwortung für das Flugverbot zu tragen hatte.

Die Verantwortung für Verfehlungen musste in dieser Woche auch ein kirchlicher Würdenträger in Augsburg übernehmen: Bischof Mixa bot Papst Benedikt seinen Rücktritt an. Dieser Schritt war von Amtskollegen in’s Spiel gebracht worden – eine Sensation in der katholischen Kirche. Im Neuen Testament steht im Brief des Apostels Paulus an Titus: "Ein Bischof muss unbescholten sein, wenn er das Haus Gottes verwaltet…Er darf nicht überheblich und jähzornig sein, kein Trinker, nicht gewalttätig oder habgierig… Man soll ihnen nicht nachsagen können, sie seien liederlich und ungehorsam." Schon Kinder müssen die Konsequenz der Lüge lernen. Wer lügt, schadet sich selbst; nicht, indem er als Lügner erkennbar und Ziel des Spottes ist, sondern, weil seine Unglaubhaftigkeit die Umgebung davon abhält, sich ihm gegenüber freundschaftlich zu verhalten und ihn als gleichwertigen Partner zu akzeptieren. Bischof Mixa hat vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über Misshandlungen in katholischen Einrichtungen für seinen Teil also Verantwortung für die „Watsch’n“ übernommen.

Verantwortung für das eigene Tun: da geht es um den Aufbau und Erhalt einer Ethik, da geht es um die Belebung von Moral, da geht es darum, im Widerstreit verschiedener Interessen einen Wertekonsens zu finden. Ratlos und verzweifelt lässt mich in dieser Woche der Selbstmord eines jungen Mannes zurück: ein 18jähriger Gymnasiast, Zwillingsbruder, Sportler und – einfach ein lieber Kerl, Sohn einer grund-positiven Mutter, die als Erzieherin im Kindergarten so vielen Kindern zur Seite steht. Mit 18 Jahren trug er die Verantwortung für sein Tun, - wird seine Gründe gehabt haben, von dieser Welt gehen zu wollen. Mit 18 Jahren aber trug er auch die Verantwortung für seine Mutter und für seinen Zwillingsbruder. Mit ihnen trauern viele – ratlos und verzweifelt. Da treten Flugchaos, Milliardenausfälle und persönliche Verfehlungen in den Hintergrund, - was bleibt ist das Ringen um Verantwortung.

(rv 24.4.2010 ord)







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