Es ist eine Tradition,
die schon Frère Roger, Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé (Communauté de
Taizé) angestossen hatte: Einmal im Jahr reist der Taizé-Prior in den Vatikan und
bekommt eine päpstliche Privataudienz. An diesem Donnerstag hat Rogers Nachfolger,
Frère Alois, Benedikt XVI. getroffen. Mit Interesse habe der Papst sich die Berichte
über die Jugendlichen in Taizé und bei Taizé-Treffen außerhalb des Burgunds angehört,
wie die jungen Menschen dort ihre Gottesbeziehung entwickelten und Kirche als Gemeinschaft
erlebten. Das erzählte uns Frère Alois nach seiner Audienz. Dem gebürtigen Schwaben
war ein besonderes Anliegen, dem Papst deutlich zu machen, dass die Communauté eine
Ökumene des Gebetes voranbringen will:
„In einer Zeit, wo auch der theologische
Dialog in der Ökumene manchmal nicht richtig weitergeht oder wenig rezipiert wird,
auch in den verschiedenen Kirchen, scheint uns in Taizé dieser Weg der Ökumene des
Gebetes noch wichtiger.“
Alle, die sich auf Christus beziehen, sind schon
in der Tiefe verbunden, sagt Frère Alois, und zwar durch zwei Dinge: die Taufe und
die Heilige Schrift:
„Machen wir damit noch mehr ernst! Setzen wir das noch
mehr um in unserem Kirchenalltag, das ist unser Anliegen. Christus wollte, dass alle,
die sich auf ihn berufen, eins sind. Die Tatsache, dass wir Trennungen aufrecht erhalten,
bedeutet eine Untreue zum Evangelium und bedeutet in einer Zeit, wo so viele Menschen
sich fragen, was Christentum ist, was Christentum bedeuten kann, ist das nicht gerade
ein gutes Zeugnis, das wir durch unsere Trennungen geben.“
Zu den Ökumenebewegungen
der katholischen Kirche, sagte Frère Alois:
„Ich glaube, es gibt so viele
Türen, die aufgemacht worden sind und wo es wichtig ist, dass wir jetzt wirklich den
Weg gehen, der dadurch ermöglicht wurde schon unter Johannes Paul II.. Und jetzt mit
Benedikt XVI. gibt es doch Türen, die offen sind, gerade auch, was das gemeinsame
Gebet angeht. Ich denke, wenn wir das stärker pflegen, stärker möglich machen, dass
wir alle Getauften in einem gemeinsamen Gebet zusammenkommen können, dann wird auch
der theologische Dialog wieder neue Impulse erhalten.“
Es ist bereits die
fünfte päpstliche Audienz, die Frère Alois bekam Über die Jahre habe sich eine persönliche
Beziehung zu Papst Benedikt XVI. entwickelt, so der Prior. Beigetragen habe dazu natürlich,
dass beide miteinander Deutsch sprechen könnten. Die Communauté fühle sich vom Papst
unterstützt.
„Das ist wirklich ein großes Geschenk für uns, dass wir dieses
Vertrauen jetzt sehr stark spüren. Schon die Tatsache, dass ich jedes Jahr eine Audienz
bei dem Papst haben konnte, ist ein Zeichen dafür! Und das bedeutet, dass wir als
ökumenische Communauté unseren Weg weitergehen können.“