Bundeskanzlerin Angela
Merkel hat keine Sorge, dass die Kirche durch die gegenwärtige Diskussion über die
Missbrauchsfälle als gesellschaftliche Institution unglaubwürdig wird. Das sagte die
CDU-Vorsitzende am Dienstagabend in Mülheim bei einer Podiumsdiskussion auf der Festveranstaltung
zum 50-jährigen Bestehen der Katholischen Akademie im Bistum Essen:
„Ich
glaube, wir sollten doch bei aller Tragik und Schwierigkeit dieser Diskussion, unsere
Kräfte nicht kleiner reden, als sie sind - sind doch die Kirchen kräftig in ihrer
Geschichte und ihren Möglichkeiten, dass ich in mir den festen Glauben habe, dass
das zu bewältigen ist, und dass wir das miteinander hinbekommen. Ich glaube, wir können
das schaffen, wenn wir wahr und klar sind. Wenn wir vor allem für die Zukunft glaubwürdig
zeigen können, dass Menschen, die Opfer von Missbrauch geworden sind, das Gefühl haben,
in einer Gesellschaft zu leben, wo man sich mit diesen Problemen an die Gesellschaft
wenden kann. Wo man nicht ausgegrenzt wird oder sich selbst noch rechtfertigen muss.“
Politik
und Kirche hätten das zum gemeinsamen Ziel erklärt, so Merkel.
„Wir wissen
alle, dass die Missbrauchsfälle nicht nur eine Angelegenheit der katholischen Kirche
sind. Wir versuchen das politisch, besonders durch den Runden Tisch mit den drei Ministerinnen,
zu flankieren. Dennoch gibt es bei vielen Christen Verunsicherung darüber, was das
bedeutet und wie wir da wieder heraus kommen. Ich finde es wichtig, und das hat neben
anderen Erzbischof Zollitsch gesagt, dass Wahrheit und Klarheit die einzige Möglichkeit
sind, damit umzugehen. Aber ich finde auch grade die Reaktionen, einen Beauftragten
wie Bischof Ackermann zu benennen, und vieles Andere mehr, sind wichtig.“
Erst
an diesem Mittwoch hat eben jener Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz,
der Trierer Bischof Stephan Ackermann, den Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche
besonders scharf verurteilt – und damit abermals Farbe bekannt und die gemeinsame
Linie von Politik und Kirche unterstrichen. In einem Gottesdienst zum „Priestertag“
im Rahmen der diesjährigen Trierer Heilig-Rock-Tage konstatierte Ackermann:
„Priester
haben Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahrzehnten missbraucht und damit
das Vertrauen, das man in sie gesetzt hat, auf grausamste Weise verraten. Menschen
sind durch solche Erfahrungen für ihr ganzes Leben beeinträchtigt, physisch und psychisch.
Zu all dem kommen Fehler in der Kommunikation, von außen, von den Bischöfen her; auch
Fehler auf kommunikativer Ebene von Rom aus. Und dann das ganze mediale Spektakel
mit all den gutgemeinten und weniger gutgemeinten oder gar feindseligen Kommentaren.
Verzagtheit ist nicht angebracht, aber Nachdenklichkeit. Und ich glaube, keiner kommt
daran vorbei, den Blick auch auf sich selbst zu lenken. “