Marokko: Bischofskonferenz Nordafrika zu Missionars-Ausweisungen
Aus den drei afrikanischen
Ländern Algerien, Libyen und Tunesien sind in diesen Tagen die Bischöfe nach Marokko
gereist – seit Dienstag tagen sie gemeinsam mit ihren marokkanischen Kollegen in Rabat
über die Situation der Kirche in den jeweiligen Ländern. Insbesondere soll bei der
regionale Bischofskonferenz Nordafrika, die am Freitag zu Ende geht, über die Ausweisung
christlicher Missionare beraten werden, das war vorab bekannt geworden. Radio Vatikan
hat mit Luciano Ardesi, einem Kenner der Maghreb-Zone gesprochen. Die Ausweisungswelle
in Marokko Anfang März sei nicht eine neue Entwicklung, meint Ardesi.
„Das
Phänomen ist nicht neu für Marokko, auch in den vergangenen Jahren hat es immer wieder
Ausweisungen gegeben, das gilt auch für die anderen Länder der Maghreb-Zone, für Nordafrika,
ganz speziell für Algerien, wo es immer wieder Vertreibungen von protestantischen
und evangelikalen Predigern gegeben hat. Was neu ist in Marokko, ist die Beschuldigung
des Proselytismus.“
Proselytismus – das bedeutet, dass jemand darum sehr
bemüht ist, Gläubige aus anderen Glaubensgemeinschaften hin zur eigenen abzuwerben.
Also ein Konfessions-Wechsel voranzutreiben.
„In den vergangenen
Jahren ist eine Gemeinschaft von Christen geboren, marokkanischen Ursprungs, und diese
Gruppe reklamiert für sich einen Dialog mit der marokkanischen Regierung, pocht auf
Glaubensfreiheit, die bis heute nicht in ihrem Land garantiert ist.“
Es
waren und sind aber vor allem Migranten, die den christlichen Glauben in die Maghreb-Länder
gebracht haben. Für sie hat die Kirche vor Ort eine enorm große Bedeutung, meint Ardesi.
„Die Präsenz der Kirchen in diesen Ländern nährt diese Migranten-Gemeinden
in spiritueller Hinsicht. Aber, das lässt sich kaum vermeiden, es hat auch unschöne
Zwischenfälle mit der Bevölkerung vor Ort gegeben. Manche Evangelikalen-Kirchen waren
einfach zu aktiv und das hat zu Spannungen mit den Regierungen in Ländern geführt,
in denen der Islam Staats-Religion ist.“
Theoretisch gibt es in den Staaten
des Maghreb eine Religionsfreiheit, berichtet Ardesi. Aber wenn es um die Ausübung
der Religion und um angemessene Orte zur Ausübung der Religion geht, das sei eine
Herausforderung für die nächsten Jahre. Ardesi lobt aber auch den Austausch mit Muslimen.
Gerade wenn es um Solidarität mit ärmeren Bevölkerungsschichten gehe, würde man einen
gemeinschaftlichen Weg gehen.
„Es gibt eine praktische Zusammenarbeit
auf diesem Gebiet, vielleicht viel weiter fortgeschritten als wenn es um den theologischen
Dialog geht. Der war zwar nie unterbrochen, aber wenn es um theologische Inhalte geht,
ist es eben nicht so konkret und auf gleicher Augenhöhe, wie die sonstige Zusammenarbeit.“
Das
sagte Luciano Ardesi, ein Kenner der Maghreb-Zone, also der vier Länder Marokko, Algerien,
Tunesien und Libyen.