2010-04-22 11:54:00

Bruder Paulus: „Zölibat ist religiöses Zeichen"


RealAudioMP3 Aus der öffentlichen Diskussion um die Missbrauchsskandale in der Kirche wurde in den vergangenen Wochen schnell auch eine Debatte über den Zölibat. Der Kapuziner Bruder Paulus Terwitte plädiert im Gespräch mit dem Kölner Domradio dafür, die beiden Sachverhalte zu trennen und hinsichtlich Priesteramt und Priesterausbildung eher die bestehende Gesprächskultur zu überdenken:

„Es müsste viel deutlicher wieder das brüderliche, priesterliche Gespräch installiert werden und auch die Priesterkonferenzen gehören reformiert. Das Zweite ist: ich halte es auch nicht für richtig, die Priesteramtskandidaten zunächst ins Priesterseminar aufzunehmen und dort in einer Art Männerwohngruppe zu haben. Ich bin sehr dafür, dass die Priesteramtskandidaten zu zweit, zu dritt bei einem Art Lehrpfarrer leben, dort in die Lehre gehen und ihr Theologiestudium mit der Praxis verbinden, mit dem Gespräch mit Laien. Damit sie von Anfang an wissen: Dies ist die Praxis. Und Dinge, wie die Begegnung mit Frauen und Männern ganz normal leben. Ich glaube, dass wir in dieser Weise etwas gegen das Unnatürliche, das manche bei der jetzigen Priesterausbildung spüren, aufbrechen können.“

Auch die Auswahl der Priesteramtskandidaten, so Bruder Paulus, müsse überarbeitet werden. Denn deren Selektion dürfe nicht allein Bischof und Regens überlassen bleiben:

„Ich bin dafür, dass Gemeinden gefragt werden, aus denen diese Männer kommen und in denen sie, wie ich schon vorgeschlagen habe, ausgebildet werden; ich bin dafür, dass man in Pfarrgemeinderäten und in geistlichen Gebetgruppen fragt, ob der betreffende Mann wirklich der von Gott für die Kirche geschenkte ist, der als Priester in einer Gemeinde Dienst tun soll. Und ich finde, wenn da Laien und Priester gemeinsam an diesem Charismenauswahlprozess teilnehmen, können wir eigentlich glücklich sein, dass dann auch Priester herauskommen, die aus der Kommunikation der Kirche heraus zu kommunikativen Menschen werden.“

 
Die Ehelosigkeit als Vorraussetzung für das Priesteramt sei, wie jede Regel, auf ihre Begründung im Auftrag Jesu hin zu überprüfen – und bestehe diese Prüfung, betont der Kapuzinerpater. Seiner Meinung nach setzt der Zölibat ein religiöses Zeichen, das der Kirche selbst und ihren Amtsträgern entspreche:
 
„Bischof und Priester leben ehelos in der Kirche, weil die Kirche sagt: Unser Gegenüber ist Jesus Christus, dessen Wiederkunft wir erwarten. So lange er noch nicht wieder ganz gekommen ist, wollen wir auf ihn hinschmachten, und die Bischöfe und Priester gehen dabei dem Volk Gottes voraus. Und dieses Dialogische, dass die Kirche nicht nur innerweltlich ist, sondern auf Gott wartet, das drückt sich aus, indem man auch im Leib ein Wartender bleibt.“

 

 
(domradio 22.04.2010 vp)








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