Der Vatikan und die Aschewolke: „Den Blick nach innen richten“
Nicht Malta stand
in den letzten Tagen im Mittelpunkt des Medieninteresses – obwohl der Papst dort war.
Eine Insel am anderen Ende Europas stahl ihm die Schau: Island und dieser Vulkan mit
dem unaussprechlichen Namen. Wohin wandert die Aschewolke, und wann öffnen die Flughäfen
wieder?, das waren und sind die Fragen, die man allenthalben hört. Dabei wirft die
Sache auch andere, wichtige Fragen auf – etwa die nach der Beziehung zwischen Mensch
und Natur. Sagt Vatikan-Erzbischof Claudio Maria Celli, der den Päpstlichen Medienrat
leitet.
„Eines der Probleme von heute ist doch, dass wir das Phänomen „Mensch“
fast immer unter dem Blickwinkel der Wirtschaft oder der Globalisierung sehen. Dabei
vergessen wir, tiefer danach zu fragen, was der Mensch wirklich ist im Rahmen der
heutigen Welt, der Schöpfung. Ich glaube, dass diese Ereignisse an unser Gewissen
und an unser Denken rühren: Sie führen uns vor Augen, wer wir wirklich sind, und helfen
uns, jenseits der großen technischen Fähigkeiten diese Möglichkeit wieder zu entdecken,
die der Mensch hat, nämlich sich auch der inneren Welt zu öffnen, seine Realität zu
verstehen, seine Dimension des Geschöpf-Seins... Das sollte uns demütiger machen –
nicht damit sich der Mensch kleiner fühlt, sondern damit er seine wahre Dimension
als Geschöpf, eingebettet in die Welt von heute, erkennt. Denn das vergessen wir manchmal:
was es heißt, im Einklang mit der Schöpfung zu stehen.“
Sind es vielleicht
die bösen Medien, die nur oberflächlich über das „Asche-Monster“ berichten? Einen
vatikanischen Medienverantwortlichen darf man so etwas fragen. „Ich glaube,
das ist keine böse Absicht. Man kann Themen oft eben nicht vertiefen… Aber das Risiko
ist schon, dass eine Nachricht an der Oberfläche bleibt und keiner darauf achtet,
an welche Dimensionen des Menschseins sie rühren kann... Die Natur hilft uns mit ihrer
Komplexität, uns in einer geschaffenen Welt wiederzuentdecken; doch trotz unserer
Zerbrechlichkeit dürfen wir uns in den Händen eines Gottes fühlen, der uns liebt und
uns hilft – auch wenn es zu Ausbrüchen der Gewalt von seiten der Schöpfung selbst
kommt.“ Die Hilfe Gottes kann jetzt vor allem Island selbst gebrauchen: Das
Land ist ja schon durch die Finanzkrise arg gebeutelt, jetzt kam der Eyjafjallajokull
dazu. „Wenn der Ausbruch so weitergeht, wird das katastrophale Folgen für Island haben“,
fürchtet Bischof Pierre Bürcher von Reykjavik. Schon jetzt hätten Krankenhäuser Schwierigkeiten,
an Medikamente zu kommen, die normalerweise importiert werden. Vor allem aber fürchteten
viele Isländer, dass die Folgen für den Tourismussektor verheerend sind: „Das ist
eine der wichtigsten Ressourcen Islands. Aber werden die Touristen wirklich kommen
in diesem Sommer?“