2010-04-20 12:16:23

Simbabwe: „Die Kirchen müssen das Volk ernähren"


RealAudioMP3 Es klingt nach Zynismus: Ausgerechnet Präsident Robert Mugabe hat zum Ende der politischen Gewalt in Simbabwe aufgerufen und zur Konzentration auf den Wiederaufbau des Landes. Das hat er Anfang der Woche zum 30. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien gesagt. Zynisch kling es deshalb, weil Kritiker Mugabe vorwerfen, dass das heruntergewirtschaftete Land gerade ein Ergebnis seiner seit drei Jahrzehnten andauernden Macht sei. Pater Oskar Wermter ist Kommunikations-Direktor der Jesuiten in Simbabwe. Er warnte im Interview mit Radio Vatikan, dass das Leben für die Menschen in Simbabwe immer schwieriger wird:

„Ich betrachte die Situation aus der Sicht der normalen Leute, der Männer und Frauen, der arbeitenden Bevölkerung und vor allem aus der Sicht der vielen Arbeitslosen. Für sie ist die Lage besonders ernst.“

Bittere Armut herrscht in der früheren britischen Kolonie Rhodesien. Die vergangenen Wahlen waren von blutigen Unruhen überschattet. Erst auf starken internationalen Druck hin gelang es Anfang des vergangenen Jahres eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden; Mugabe blieb im Amt des Präsidenten und seine Konkurrent Morgan Tsvangirai regiert seitdem als Ministerpräsidenten. Doch der Jesuit sieht seitdem kaum Besserung:

„Von einer ökonomischen Erholung gibt es keine Spur. Dazu bräuchte es große Investitionen von den Industrienationen, aber die Einheits-Regierung hat sich bis jetzt nicht an ihre Versprechen gehalten. Die ehemalige Regierungspartei von Präsident Mugabe beansprucht noch immer die ganze Macht für sich und will das Land kontrollieren. Drei bis vier Millionen Simbabwer haben das Land verlassen und das ist ja wohl ein Zeichen des Misstrauens.“

Nach der Unabhängigkeit fand Mugabe Beachtung dafür, dass er Schwarze stärker an der Wirtschaft, vor allem an der Landwirtschaft, beteiligte – aber das hielt nur kurz vor, bis blutige Enteignungen vieler Weißer bekannt wurden. Die einstige Kornkammer Simbabwe ist inzwischen am Boden und kann ihr Volk nicht selbst ernähren. Noch einmal Pater Wermter:

„Wir haben hier noch immer eine große Hungersnot. Die christlichen Kirchen müssen das Volk zu einem großen Teil ernähren, ganz besonders die Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind und die AIDS haben. Viele an Aids erkrankte Eltern sind gestorben und die alten Großeltern, die sehr arm sind und kein eigenes Einkommen haben, müssen sich jetzt um ihre verwaisten Enkel kümmern.“

 
(rv 20.04.2010 kk)









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