Kardinal Jaime Ortega von Havanna verteidigt seine Entscheidung, einer Konferenz mit
Präsident Raul Castro fernzubleiben. Er sei zwar zu dem Ereignis, zu dem viele Vertreter
anderer Kirchen kamen, eingeladen gewesen. Aber es sei bei der Veranstaltung gar nicht
strikt um Belange gegangen, die die katholische Kirche beträfen. Mit der Konferenz
wurde an die Einrichtung eines kubanischen Kirchenrates vor zwanzig Jahren erinnert,
dem die katholische Kirche der Insel aber nicht angehört. Kardinal Ortega kritisierte
in einem Interview auch das Büro für Religionsfragen, das von der regierenden Kommunistischen
Partei Kubas abhängt und die Konferenz organisiert hatte. „Dieses Büro ist nicht eine
Art Überbau, dem die verschiedenen religiösen Gruppen untergeordnet wären“, so der
Kardinal. Scharf wandte sich Ortega auch gegen Worte des früheren Präsidenten Fidel
Castro, die von einer „strategischen Allianz“ zwischen Kirche und Marxisten zur Bekämpfung
der Armut in Lateinamerika sprachen. Die Arbeit der Kirche in der Gesellschaft sei
„ein Recht“ und werde „klar in der Verfassung anerkannt“: Darauf stütze sie sich,
nicht auf Allianzen. Kuba sei im Moment „mit wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten“
konfrontiert: „Ich glaube, es ist eine Art nationaler Konsens, dass Kuba Wechsel braucht,
um diese Lage zu verbessern.“ Ein Dialog zwischen Kuba und den USA „wäre der erste
Schritt, den wir brauchen, um unseren Teufelskreis zu durchbrechen“.