„Heilsames Zuhören“ - Missbrauchsopfer zur Begegnung mit dem Papst
Die Kirche wird jetzt
und in Zukunft alles in ihrer Macht stehende tun, um die Missbrauchsanschuldigungen
aufzuklären, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und junge Menschen in
Zukunft zu schützen. Das hat Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag auf Malta zugesichert
– und zwar gegenüber Missbrauchsopfern im persönlichen Gespräch. Unter Ausschluss
der Öffentlichkeit hatte er diese am Sonntagmittag in der Apostolischen Nuntiatur
von Valletta getroffen. Lawrence Grech, selbst Opfer von Missbrauch geworden, schildert
im ARD-Hörfunk die Begegnung:
„Zuerst haben wir alle gemeinsam gebetet.
Und dann hatte jeder von uns für einige Minuten ein privates Gespräch mit dem Papst.
Wir haben ihm unsere ganz persönlichen Geschichten erzählt. Das war sehr emotional.
Meine Schilderung hat den Papst sehr bewegt, das habe ich eindeutig gemerkt. Er hat
mir zugehört und dann gesagt: Ich werde für dich beten. Und ich sagte zu ihm, dass
ich hoffe, dass er in diesem Gebet auch die Leere verspürt, die in meinem Inneren
ist. Und zwar deswegen in meinem Inneren ist, weil ein Priester wie er mich missbraucht
und mir so meinen Glauben genommen hat. Diese Begegnung mit dem Papst macht mich sehr
stolz.“ Weiter habe Papst Benedikt den Opfern und ihren Familien
seine Scham und seinen Schmerz über den Missbrauch durch Geistliche bekundet, beschreibt
Laurence Grech.
„Der Papst hat dem, was man aus den Medien von ihm kennt,
nicht geähnelt. Man hat ihm sein herzliches Mitgefühl angemerkt. Zurückliegend habe
ich immer gedacht, der Papst versteckt etwas und hält sich sehr zurück. Nachdem ich
bei unserer Begegnung seine Tränen gesehen habe, glaube ich das nicht mehr. Das war
echt.“ Die Zusicherung, gegen Missbrauch in der Kirche künftig entschieden
vorgehen zu wollen, aber vor allem die große Anteilnahme des Papstes hätte auch ihn
tief berührt, berichtet Joseph Magro, der Missbrauch durch einen Geistlichen erfahren
hat, von seinem Zusammentreffen mit Papst Benedikt:
„Wir waren insgesamt
zu acht. Neben dem Papst war auch der Erzbischof von Malta mit zugegen. Und wir alle
haben geweint, auch Papst Benedikt selbst hat geweint. Nun bin ich wirklich zufrieden,
ich bin ausgesöhnt. Denn ich hatte das Zutrauen in Priester verloren, schließlich
wurde ich von einem von ihnen missbraucht. Schwer ist das noch immer für mich. Aber
ein Neuanfang ist mit dieser Begegnung gemacht.“ (ard/rv 19.04.2010
vp)