Maħbubin uliedi! [Meine lieben
Söhne und Töchter!]
Ich bin sehr froh, heute mit euch allen hier vor
dieser schönen Kirche von Sankt Publius zu sein, um das große Mysterium der Liebe
Gottes zu feiern, das in der heiligen Eucharistie sichtbar wird. In dieser Zeit erfüllt
die Osterfreude unsere Herzen, weil wir den Sieg Christi feiern, den Sieg des Lebens
über Sünde und Tod. Es ist eine Freude, die unser Leben verwandelt und uns mit der
Hoffnung auf die Verwirklichung von Gottes Verheißungen erfüllt. Christus ist auferstanden,
halleluja!
Ich begrüße den Präsidenten der Republik und seine Gattin, die Vertreter
des öffentlichen Lebens dieser geschätzten Nation und alle Einwohner von Malta und
Gozo. Ich danke Erzbischof Cremona für seine freundlichen Worte und grüße auch Bischof
Grech und Weihbischof Depasquale, Erzbischof Mercieca, Bischof Cauchi und die anderen
hier anwesenden Bischöfe und Priester sowie die Gläubigen der Kirche in Malta und
Gozo. Seit meiner Ankunft gestern Abend habe ich eine ebenso herzliche Aufnahme erfahren,
mit der eure Vorfahren im Jahr sechzig den Apostel Paulus empfingen.
Viele
Reisende sind hier im Laufe eurer Geschichte an Land gegangen. Der Reichtum und die
Vielfalt der maltesischen Kultur sind ein Zeichen dafür, daß euer Volk einen großen
Gewinn aus dem Austausch der Gaben und aus der Gastfreundschaft gegenüber den Besuchern
gezogen hat, die über das Meer hierher kamen. Und sie zeigen, daß ihr mit Unterscheidungsvermögen
das Beste von dem auszumachen wußtet, was sie zu bieten hatten.
Ich rate euch
dringend, auch weiterhin so zu handeln. Nicht alles, was die Welt von heute vorschlägt,
ist wert, von den Maltesern angenommen zu werden. Viele Stimmen versuchen uns einzureden,
unseren Glauben an Gott und seine Kirche abzulegen und selbst die Werte und Glaubensüberzeugungen
zu wählen, nach denen wir leben wollen. Sie sagen uns, daß wir Gott oder die Kirche
nicht brauchen. Wenn wir versucht sind, ihnen zu glauben, sollten wir uns an die Episode
aus dem heutigen Evangelium erinnern, als die Jünger – alles erfahrene Fischer – sich
die ganze Nacht abgemüht, aber nicht einen einzigen Fisch gefangen hatten. Als dann
Jesus am Ufer erschien, wies er ihnen die Richtung zu einem so großen Fang, daß sie
ihn kaum einholen konnten. Solange sie sich selbst überlassen waren, blieben ihre
Anstrengungen erfolglos; als Jesus bei ihnen stand, fingen sie eine gewaltige Menge
Fische. Meine lieben Brüder und Schwestern, wenn wir unser Vertrauen auf den Herrn
setzen und seinen Lehren folgen, werden wir immer überreichen Lohn erhalten.
Unsere
erste Lesung in der Messe heute ist eine Erzählung, die ihr, wie ich weiß, gerne hört,
nämlich die vom Schiffbruch des heiligen Paulus vor der Küste von Malta und von seiner
herzlichen Aufnahme durch die Menschen dieser Inseln. Beachtet dabei, wie die Schiffsbesatzung,
um zu überleben, gezwungen war, die Ladung, die Schiffsausrüstung und sogar den Weizen
über Bord zu werfen, der ihre einzige Nahrung war. Paulus hatte sie gedrängt, ihr
Vertrauen allein auf Gott zu setzen, während das Schiff von den Wellen hin und her
geworfen wurde. Auch wir müssen unser Vertrauen allein auf ihn setzen. Wir sind versucht
zu denken, daß die heutige fortgeschrittene Technik all unseren Bedürfnissen entsprechen
und uns aus allen Bedrohungen und Gefahren retten kann. Aber so ist es nicht. In jedem
Moment unseres Lebens sind wir ganz und gar abhängig von Gott, in dem wir leben, uns
bewegen und sind. Nur er kann uns vor Schaden bewahren, nur er kann uns durch die
Stürme des Lebens führen, nur er kann uns in einen sicheren Hafen bringen, wie er
es für Paulus und seine Begleiter getan hat, die an die Küste Maltas getrieben wurden.
Sie taten das, wozu Paulus sie gedrängt hatte, und so kam es, „daß alle ans Land gerettet
wurden“ (Apg 27,44).
Mehr als alle Ladung, die wir bei uns tragen können –
im Sinn unserer menschlichen Leistungen, unseres Besitzes, unserer Technik –, ist
es unsere Beziehung zum Herrn, die den Schlüssel zu unserem Glück und zu unserer menschlichen
Erfüllung liefert. Und er beruft uns in eine Beziehung der Liebe. Achtet auf die Frage,
die er am Seeufer dreimal an Petrus richtet: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du
mich?“ Auf der Basis der bejahenden Antwort des Petrus vertraut Jesus ihm eine Aufgabe
an – die Aufgabe, seine Herde zu weiden. Hier sehen wir das Fundament jeglichen pastoralen
Dienstes in der Kirche. Unsere Liebe zum Herrn ist es, die jeden Aspekt unseres Predigens
und Lehrens, unserer Feier der Sakramente und unserer Sorge für das Gottesvolk prägen
muß. Unsere Liebe zum Herrn spornt uns an, alle jene zu lieben, die er liebt, und
dankbar die Aufgabe zu übernehmen, seine Liebe den Menschen mitzuteilen, in deren
Dienst wir stehen. Während der Passion unseres Herrn hat Petrus ihn dreimal verleugnet.
Jetzt, nach der Auferstehung, lädt Jesus ihn dreimal ein, seine Liebe zu bekennen,
bietet ihm auf diese Weise Heilung und Vergebung an und überträgt ihm zugleich seine
Sendung. Der wunderbare Fischfang machte deutlich, daß die Apostel für den Erfolg
ihrer irdischen Unternehmungen von Gott abhängig sind. Das Gespräch zwischen Petrus
und Jesus unterstrich, daß sie für die Heilung ihrer geistigen Wunden, der Wunden
der Sünde, der göttlichen Barmherzigkeit bedürfen. In jedem Bereich unseres Lebens
brauchen wir die Hilfe der Gnade Gottes. Mit ihm vermögen wir alles; ohne ihn können
wir nichts tun.
Aus dem Markus-Evangelium kennen wir die Zeichen, welche jene
begleiten, die ihr Vertrauen auf Jesus setzen: Wenn sie Schlangen anfassen, wird es
ihnen nicht schaden, und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund
werden (vgl. Mk 16,18). Diese Zeichen sind von euren Vorfahren sofort erkannt worden,
als Paulus zu ihnen kam. Eine Viper biß sich an seiner Hand fest, er aber schleuderte
sie einfach ins Feuer und erlitt keinen Schaden. Er wurde zum Vater des Publius, des
Protos der Insel, geholt, und nachdem Paulus gebetet und ihm die Hände aufgelegt hatte,
heilte er ihn von seinem Fieber. Von allen Gaben, die im Laufe der Geschichte eures
Volkes an diese Küsten gebracht wurden, ist die, welche Paulus brachte, die größte,
und es ist euer Verdienst, daß sie sofort angenommen und in Ehren gehalten wurde.
Għożżu l-fidi u l-valuri li takom l-Appostlu Missierkom San Pawl. [Bewahrt den Glauben
und die Werte, die euch von eurem Vater, dem heiligen Apostel Paulus, überbracht worden
sind.] Fahrt fort, den Reichtum und die Tiefe des Geschenkes zu ergründen, das Paulus
euch gemacht hat, und sorgt dafür, es nicht nur an eure Kinder weiterzugeben, sondern
an alle, denen ihr heute begegnet. Kein Besucher von Malta könnte unbeeindruckt bleiben
von der Frömmigkeit eures Volkes, von dem lebendigen Glauben, der sich in euren Festen
und in der Schönheit eurer Kirchen und Heiligtümer zeigt. Aber diese Gabe muß mit
anderen geteilt, sie muß mitgeteilt werden. Wie Mose das Volk Israel lehrte, sollen
die Worte des Herrn „auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Söhnen
wiederholen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der
Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst“ (Dtn 6,6-7). Das
hatte der erste heiliggesprochene Malteser, Dun Ġorġ Preca, gut verstanden. Mit seiner
unermüdlichen katechetischen Arbeit, die in jung und alt eine Liebe zur christlichen
Lehre und eine tiefe Verehrung für das menschgewordene Wort erweckte, hat er ein Beispiel
gegeben, das ich euch dringend zur Nachahmung empfehle. Erinnert euch daran, daß der
Austausch der Güter zwischen diesen Inseln und der übrigen Welt ein wechselseitiger
Prozeß ist. Prüft sorgfältig, was ihr empfangt, und seht zu, daß ihr mit den anderen
teilt, was ihr an Wertvollem besitzt.
In diesem Jahr, das dem Gedenken des
großen Geschenks des Priestertums gewidmet ist, möchte ich gern ein besonderes Wort
an die hier anwesenden Priester richten. Dun Ġorġ war ein Priester von außergewöhnlicher
Demut, Güte, Sanftmut und Großherzigkeit, zutiefst dem Gebet hingegeben und voller
Leidenschaft für die Verkündigung der Wahrheiten des Evangeliums. Nehmt ihn euch zum
Vorbild und laßt euch von ihm inspirieren, wenn ihr euch bemüht, die Sendung zu erfüllen,
die ihr empfangen habt, nämlich die Herde des Herrn zu weiden. Erinnert euch auch
an die Frage, die der Auferstandene dreimal an Petrus richtete: „Liebst du mich?“
Das ist die Frage, die er einem jeden von euch stellt. Liebt ihr ihn? Habt ihr den
Wunsch, ihm mit der Gabe eures ganzen Lebens zu dienen? Möchtet ihr andere dazu führen,
ihn zu kennen und zu lieben? Habt mit Petrus den Mut zu antworten: „Ja, Herr, du weißt,
daß ich dich liebe“, und nehmt dankbaren Herzens die schöne Aufgabe an, die er euch
zugedacht hat. Die den Priestern anvertraute Sendung ist wirklich ein Dienst an der
Freude, an der Freude Gottes, die in der Welt Einzug halten möchte (vgl. Homilie,
24. April 2005).
Wenn ich nun um mich herum auf die große Menschenmenge blicke,
die hier in Floriana zu unserer Eucharistiefeier versammelt ist, kommt mir die Szene
in den Sinn, die in unserer heutigen zweiten Lesung beschrieben ist und in der zehntausendmal
Zehntausende und tausendmal Tausende ihre Stimmen zu einem einzigen großen Lobgesang
vereinten: „Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit
und Kraft in alle Ewigkeit“ (Offb 5,13). Fahrt fort mit diesem Gesang, singt ihn zum
Lob des auferstandenen Herrn und als Dank für seine vielfältigen Gaben. Mit den Worten
des heiligen Paulus, des Apostels von Malta, beschließe ich an diesem Morgen meine
Worte an euch: „L-imħabba tiegħi tkun magħkom ilkoll fi Kristu Ġesù“ [„Meine Liebe
ist mit euch allen in Christus Jesus“] (1 Kor 16,24). Ikun imfaħħar Ġesù Kristu!
[Gelobt sei Jesus Christus!]