„Eine kurze, aber sehr intensive und schöne Reise“ – das sagte Vatikansprecher Federico
Lombardi am Sonntag über die Visite Benedikts auf Malta. Fragen an unseren Korrespondenten
Stefan Kempis in La Valletta: Wie haben die Malteser die Nachricht aufgenommen, dass
der Papst schließlich auch einige Opfer sexuellen Missbrauchs getroffen und mit ihnen
gebetet hat?
„Das werden die meisten Malteser erst nach ein paar
Stunden in den Fernsehnachrichten oder aus der Zeitung erfahren; die Menschen hier
sind, auch wenn das manche von draußen befremden mag, doch zuallererst am Feiern mit
dem Papst interessiert. Aber natürlich ist durch die Reihen der Journalisten im internationalen
Pressezentrum eine spürbare Bewegung gegangen, als die Nachricht von dieser Begegnung
bekannt wurde. Vatikansprecher Lombardi musste denn auch gleich daran erinnern, dass
der Papst jetzt nicht automatisch auf jeder künftigen Reise Missbrauchs-Opfer treffen
wird. Das sei ja „kein Zwang“, so Lombardi wörtlich. Mir sagen Malteser jedenfalls,
dass Benedikt gut daran tat, gerade hier mit einigen Opfern zu sprechen.“
Warum
ist das gerade auf Malta sinnvoll?
„Aus mehreren Gründen. Zum einen,
weil das seine erste Auslandsreise seit Ausbruch der Missbrauchs-Skandale ist. Und
dann auch, weil er wohl in kaum einem anderen Land ein so ermutigendes Klima in der
Umgebung für einen solchen Schritt findet wie hier. Missbrauchsopfer haben vor dem
Treffen auf Journalistenfragen betont, sie hießen den Papst mit offenen Armen auf
ihrer Insel willkommen – solche Äußerungen und ein solches Grundklima ist etwa für
die Papstreise nach Großbritannien im Herbst, wo ihn ja einige sogar verhaften wollen,
kaum vorstellbar. Monsignore Scicluna, der Staatsanwalt von der Glaubenskongregation
und Malteser, wird dem Papst dazu geraten haben, gerade in Malta Missbrauchs-Opfer
zu treffen. Denn hier besteht angesichts des Jubels und der Freude der meisten Malteser
über den Papstbesuch nicht die Gefahr, dass ein solches Treffen alle anderen Momente
einer Papstreise in der öffentlichen Wahrnehmung völlig in den Hintergrund drängt.“
Was
schreibt die Presse, was sagen die Medien über den Papstbesuch?
„Alle
Zeitungen, die an diesem Sonntag erscheinen, bringen viele bunte Seiten und Berichte
über die Visite. Dabei fällt auf, dass von den sozusagen harten Themen gar nicht mal
das Missbrauchsthema dominiert als vielmehr das Thema Scheidung und Abtreibung. Einige
Kommentatoren urteilen, Benedikt und Maltas Präsident Abela hätten eine Art Allianz
bekräftigt, damit Scheidung und Abtreibung auf Malta weiterhin untersagt bleiben.
Aufmerksam haben die Medien auch registriert, dass der Papst Malta nicht wirklich
gerügt hat, was seinen Umgang mit Immigranten betrifft, sondern nur in eher allgemeinen
Wendungen zu mehr Barmherzigkeit ihnen gegenüber drängt. Eine Karikatur in der „Times
of Malta“ zeigt Benedikt von hinten mit einem Messgewand, auf das Kreuze gestickt
sind. „Das ist aber ein hartes Kreuz“, sagt ein danebenstehender Malteser – während
der Papst denkt: „Immer noch besser als die Schwierigkeiten, die ich im Moment in
Rom habe!“
Sie waren bei der Messe des Papstes an diesem Sonntag dabei
– was sind Ihre Eindrücke?
„Viele Menschen, auch auf das Gitter
des danebenliegenden Parks geklettert; ein übermüdeter, aber sehr freundlich blickender
Papst; eine tiefe geistliche Atmosphäre – und gleichzeitig Festeslaune. Ich habe viele
Kinder gesehen, die sich in große Vatikanfahnen gewickelt hatten wie bei einem Fußballspiel;
viele Eltern, die auch eine Art Picknick-Ausrüstung dabei hatten. Der Erzbischof von
La Valletta hat sehr engagiert von den Schwierigkeiten der Kirche auf Malta gesprochen,
von ihren Herausforderungen – er hat gesagt: Wir müssen zurück in die Zeit der Apostel,
müssen uns reinigen. Der Papst saß in diesem Moment, während er diese Begrüßungsrede
hörte, sehr gebeugt da…“