Den Sonntagnachmittag
auf Malta widmete Papst Benedikt der Jugend. Die Insel hat eine der niedrigsten Geburtenraten
in der EU, und früher emigrierten junge Leute von hier schnurstracks nach Italien
oder Australien, um Arbeit zu finden. Doch der lutherische deutsche Pfarrer Wilfried
Steen, der in Rabat lebt, hat beobachtet, dass es Maltas Jugendlichen heutzutage gar
nicht so schlecht geht:
„Malta legt großen Wert auf Bildung, und
es ist erstaunlich, wie viel hier in der Schulbildung und in der universitären Ausbildung
getan wird. Das ist meiner Auffassung nach auch konsequent, die junge Generation in
starkem Masse durch Bildungsanstrengungen zu fördern, weil Malta ja sonst nichts anderes
einzubringen hat: Es gibt wenig natürliche Ressourcen, die Insel ist dicht besiedelt…
also, was man hier verkaufen kann, ist sozusagen die geistige Leistung und die Leistung
der Arbeitenden. Das schafft Malta in einem erstaunlichen Masse: Die zweitniedrigste
Arbeitslosenquote in der EU ist eine Leistung. Sie ist sicher auch darauf zurückzuführen,
dass hier das Kleinhandwerk – nach deutschen Begriffen Ich-AGs – sehr stark ist, und
trotzdem: Man muss immerhin sagen, dass man hier in La Valletta keine Bettler findet,
sondern stattdessen sehr viele Menschen, die trotz eines sehr bescheidenen Einkommens
hier sehr zufrieden leben und ihre Arbeit haben. Ich halte das für eine bemerkenswerte
Leistung! Das sind zum Teil Einkommen, die weit unter der Grenze dessen liegen, was
wir aus Deutschland kennen, aber die Menschen leben hier aufgrund ihres familiären
Verbundes durchaus sehr zufrieden. Ich bin auch wirklich erstaunt, wie ein Land wie
Malta doch die Wirtschaftskrise meistert und für die eigene Bevölkerung doch Einkommens-
und Lebensmöglichkeiten erschließt.
Daneben gibt es
natürlich für die junge Generation doch auch große Probleme: Die ökologische Seite
dieser Insel ist nicht ganz einfach, man sagt, dass in fünfzehn Jahren die Wasservorräte
hier zu Ende gehen. Der Autoverkehr ist eigentlich überdimensioniert: Für 410.000
Einwohner 300.000 Autos, die hier durch die Gegend bewegt werden, das ist ein Problem,
das Malta lösen muss. Dennoch sehe ich gerade die jungen Leute hier als durchaus konkurrenzfähig
auch auf dem europäischen Arbeitsmarkt: Deutsche Firmen gehen durchaus gern nach Malta,
vor allem Dienstleister, und nehmen hier die günstigen Arbeitskräfte in Anspruch.
Also, von daher ist die wirtschaftliche Lage Maltas nicht so schlecht, wie man das
vielleicht angesichts der beschränkten Möglichkeiten der Insel vermuten könnte.“