D: Erzbistum München-Freising weist „Spiegel“-Vorwürfe zurück
Das Erzbistum München und Freising hat einen Bericht des „Spiegel“ dementiert, dass
der frühere Generalvikar Gerhard Gruber gedrängt worden sei, anstelle des heutigen
Papstes die Verantwortung für den Einsatz eines pädophilen Priesters in München zu
übernehmen. „Die Darstellung, Gruber sei zu irgendetwas gezwungen worden, ist frei
erfunden“, sagte der Sprecher des Erzbistums, Bernhard Kellner, am Sonntag auf Anfrage.
Prälat Gruber habe die volle Verantwortung für den wiederholten Einsatz von Pfarrer
H. in der Pfarrseelsorge übernommen. Der „Spiegel“ stützt sich in seiner Berichterstattung
auf namentlich nicht genannte Vertraute des früheren Generalvikars. Diese hätten berichtet,
dass Gruber unter großem Druck stehe. Es sei darum gegangen, den Papst „aus der Schusslinie
zu nehmen“, heißt es in dem auf „Spiegel online“ veröffentlichten Bericht. Gruber
sei am Telefon eindringlich gebeten worden, die volle Verantwortung zu übernehmen.
Kellner erklärte dazu, dass dem Erzbistum schon seit Wochen ein Schreiben Grubers
vorliege, in dem er Darstellungen von dritter Seite zurückweise, er sei „zu irgendetwas
gezwungen“ worden. Der aus Essen stammende Priester H. wurde 1980 in München aufgenommen,
als Joseph Ratzinger dort Erzbischof war. Er sollte eine Therapie machen, weil er
in seinem Heimatbistum Jungen sexuell missbraucht hatte. Trotz dieser Vorgeschichte
setzte ihn die Erzdiözese wieder in der Gemeindeseelsorge ein, wo es zu erneuten Übergriffen
kam. Auch nach einer Verurteilung war der Geistliche weiterhin in der Pfarrseelsorge
tätig. Die alleinige Verantwortung dafür hatte bereits Mitte März Gruber übernommen,
der schon unter Ratzinger Generalvikar war.