Protestanten auf Malta: „Auch wir werden Flaggen schwingen“
Für eine Nacht der
Nachbar des Papstes: Wilfried Steen wohnt in Rabat nur wenige Schritte von der Nuntiatur
entfernt, in der sein Landsmann Benedikt die Nacht von Samstag auf Sonntag verbringt.
Allerdings – Steen ist Protestant. Er leitet die deutsche protestantische Gemeinde
auf Malta. Und trotzdem freut er sich über den Besuch aus Rom und plant dazu sogar
eine Art ökumenischer Gartenparty. Stefan Kempis sprach mit ihm über die Nähe der
meisten Malteser zur katholischen Kirche – und ob er das nicht manchmal mit Befremden
sieht.
„Nein – eigentlich mit Bewunderung. Ich erlebe nämlich hier als evangelischer
Pfarrer eine ausgeprägt ökumenische Arbeit der katholischen Kirche und sehe mich hier
als Vertreter einer kleinen Minderheit doch sehr akzeptiert und angenommen, auch von
meinen katholischen Amtsbrüdern. Ich glaube, dass hier ein großes Selbstbewusstsein
der katholischen Kirche dabei hilft, „Andersgläubigen“ im ökumenischen Verbund die
Tür zu öffnen und zu sagen: Jawohl, ihr seid ein bisschen anders als wir, aber ihr
seid unsere Geschwister!“ Das ist aber in anderen sehr katholischen Gegenden,
etwa in Polen, nicht so…
„Nein.“
Wie erklären Sie sich, dass
hier in Malta funktioniert, was anderswo nicht immer klappt?
„Ich glaube,
es funktioniert hier deshalb, weil es in der Vergangenheit in der Geschichte dieses
Volkes nie solche Auseinandersetzungen auch um die konfessionellen Fragen gegeben
hat: Malta war ja immer eindeutig ein katholisches Land und ist das auch noch heute.
Und das hilft, glaube ich, sehr, sich zu öffnen und zu sehen, dass es neue Bewegungen
gibt, dass wir als Kirche eigentlich an einem Strange ziehen.“ Als deutscher
Besucher kann man im Moment in Valletta das Gefühl haben, hier wird jetzt mit dem
Papst noch einmal Paulus und die große Belagerung des 16. Jahrhunderts sozusagen nachgespielt…
„Sie
haben natürlich nicht unrecht, dass das manchmal etwas skurril wirkt. Aber eigentlich
hat das etwas sehr Liebenswertes, das man sich so zu seiner eigenen Geschichte bekennt
– und ich glaube, das macht die Malteser sehr selbstbewusst.“ Haben Sie Verbindungslinien
zum Papstbesuch?
„Wir werden natürlich hier im Haus, weil wir hier ganz
nah dran sind und der Papst hier vorbeifährt, dazu beitragen, dass er eine freundliche
Begrüßung hat… Wir werden hier mit unserer deutschen Flagge ein Zeichen setzen und
werden auch entsprechend alles schmücken. Wir treffen uns hier als protestantische
Gemeinde, aber auch die katholische deutsche Gemeinde: Wir versammeln uns hier, trinken
gemeinsam Kaffee, vergnügen uns – und warten darauf, dass der Papst vorbeifährt. Benedikt
fährt hier durch unsere Strasse, und das werden wir natürlich nutzen, um als evangelische
und katholische Deutsche hier zu stehen und Flaggen zu schwingen und ihn mit Hallo
auch auf seinem Weg zu begleiten!“ (rv 17.04.2010 sk)
Das Interview
unseres Kollegen Stefan Kempis mit Wilfried Steen hören Sie in voller Länge hier