2010-04-17 11:24:00

Malta und Missbrauch: „Einige reagieren immer noch mit Omertà“ 


RealAudioMP3 Der vatikanische „Staatsanwalt“ in der Glaubenskongregation wird sich im Juni mit Missbrauchsopfern aus Malta treffen. Monsignore Charles Scicluna kommt selbst aus Malta; er kündigte die Begegnung jetzt an. Der Presse gegenüber begrüßten mehrere Opfer das: „Endlich, nach Jahren des Wartens, nimmt die Kirche unseren Schrei wahr.“ Dennoch hoffen sie weiter auf ein Treffen mit dem Papst während seines Malta-Besuchs. Stefan Kempis über Malta und Missbrauch.

„Sie kommt in einem sehr heiklen und entscheidenden Moment in der Geschichte des Vatikans“ – das sagt der Präsident von Malta, George Abela, über die Papstreise… und meint damit natürlich die Missbrauchsskandale. Werden diese Skandale eine Art Spielverderber bei diesem Papstbesuch sein? Louis Suban, der Erzpriester der St-Pauls-Basilika in Rabat, bezweifelt das.

„Nein… ich war beim Weltjugendtag in Australien, und da war es genauso. Immer wieder, wenn der Papst ein Land besucht, kommt dieselbe Litanei… Es ist etwas sehr Trauriges, aber ich glaube, es wird die Kirche reinigen. Die Wahrheit muss gesagt werden, und es braucht Gerechtigkeit. Bei den Gläubigen haben wir sehr unterschiedliche Reaktionen: Es gibt da zum einen die alte Reaktion der Omertà, also des Schweigens. Dann gibt es die, die die Kirche verurteilen, und wieder andere – und das sind sehr viele – bemühen sich, durch Aufklärung das Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen… auf eine neue Weise, nicht so wie früher.“

Angesichts des näher rückenden Papstbesuchs hat sich die Kirche Maltas sehr entschieden des Themas Missbrauch angenommen, urteilt der protestantische Pfarrer Wilfried Steen.

„Ich glaube, dass die Malteser, die ja in ihrer Bindung zur katholischen Kirche fast unübertroffen sind, das sehr genau unterscheiden können. Mein Eindruck ist, dass die Dinge sehr klar beim Namen genannt werden; niemand möchte das verschleiern. Aber davon unterschieden ist, dass die Malteser doch eine sehr große Nähe zur katholischen Kirche und zum Papst haben – und das demonstrieren sie auch während dieses Besuches ganz eindeutig.“

Auch frühere Missbrauchs-Opfer betonen an diesem Samstag in der „Times of Malta“,sie hießen den Papst „mit offenen Armen willkommen“. Wenn der Empfang für Benedikt auf der Insel dennoch weniger enthusiastisch ausfällt als dereinst für Johannes Paul, dann liegt das nach einem Kommentar des Blattes vom Samstag weniger an den Missbrauchsfällen als daran, dass Benedikt „weniger Sogkraft“ besitze als sein Vorgänger. Außerdem gewinne die Säkularisierung auch in Malta an Boden: In Meinungsfragen spricht sich inzwischen eine knappe Mehrheit der Malteser für die Einführung der zivilen Ehescheidung aus, und die Zahl der praktizierenden Katholiken geht allmählich zurück, auch wenn sie immer noch über 50 Prozent liegt. Die Herausforderung für Maltas Kirche sind nicht Missbrauchsfälle, sondern der rasche soziale Wandel auf Malta, der viele auch in der Kirche überfordert.

(rv 17.04.2010 sk)







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