2010-04-17 12:18:11

D: Roma dramatisch ausgegrenzt


RealAudioMP3 Ob eine neue Wohnung, ein angemessener Job, der Schulbesuch oder einfach nur der Gang zum Arzt – in allen diesen Bereichen sind Roma in Europa dramatisch benachteiligt. Dieses Ergebnis hat die EU-Grundrechteagentur zum Weltroma-Tag am Donnerstag bekanntgegeben. Schätzungen zufolge leben in Europa etwa zehn bis zwölf Millionen Roma. Jeder Zweite von ihnen habe bereits Diskriminierung erfahren, heißt es laut der EU-Agentur. Den Weltroma-Tag haben europäische Politiker im spanischen Córdoba zum Anlass genommen, um bei einem zweitägigen Treffen über die Lage der ethnischen Minderheit in Europa zu beraten. Das Treffen wird auch von Menschenrechtsorganisationen verfolgt. Im domradio-Interview beschrieb Amnesty International-Mitglied Wolfgang Grenz die Situation der Roma aus seiner Sicht als Asylexperte:



„Es ist nach wie vor so, dass die Roma, auch besonders hier in der Europäischen Union, nicht integriert sind. Ihre Lebenssituation ist sehr schlecht. Sie sind praktisch an den Rand gedrängt, marginalisiert. Deshalb ist es wichtig, dass von dem Roma-Gipfel, der jetzt stattfindet, ein eindeutiges Signal ausgeht, diese Situation endlich zu verbessern.“  

Bislang habe sich die Lobby der Roma einfach nicht durchsetzen können, urteilt Grenz. Zum Einen habe die Minderheit der Roma bisher nicht die Kraft gefunden, sich zu vereinen und gemeinsam in der Öffentlichkeit aufzutreten. Zum Anderen wurden in der Vergangenheit die Probleme der Roma und Sinti nicht stark genug von Nichtregierungsorganisationen anerkannt. Letzteres habe sich aber inzwischen geändert, meint Grenz. Amnesty International geht von einer hohen Dunkelziffer an Gewalttaten aus, die sich gegen Roma richten:



„Aber es geht auch subtiler im Bildungsbereich, dass eben da auch die Romakinder ausgeschlossen werden, dass sie nicht in das normale Bildungssystem eingegliedert werden. Es gibt das Beispiel der tschechischen Republik, da hat der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg die tschechische Republik verurteilt. Er hat festgestellt, dass die dortige Praxis, die Kinder in Sonderschulen einzugliedern, gegen das Menschenrecht auf Diskriminierungsfreiheit verstößt. Auf die Umsetzung warten wir nach wie vor! Wir können insgesamt, auch hier in der Europäischen Union, eigentlich nicht von positiven Beispielen durchgehend sprechen.“ 

Grenz ärgert besonders die Asylpolitik in Deutschland. Aus dem Kosovo stammende Roma würden ungeachtet der Situation im Herkunftsland einfach abgeschoben, berichtet er.



„Die Situation für die Roma im Kosovo ist so, dass sie weiterhin erheblich diskriminiert werden, dass ihnen Rechte vorenthalten werden, dass sie teilweise nicht ihr Eigentum, was sie hatten, zurückbekommen können. Das ist momentan in dieser Situation ein ganz wichtiger Punkt, aber die deutsche Politik nimmt das nicht richtig war. Und da ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass da endlich die Realitäten zur Kenntnis genommen werden und dass diese Abschiebungen nicht durchgeführt werden.“

 

(domradio/rv 09.04.2010 kk) 








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