Der Präsident der EU-Bischofskommission ComECE, Bischof Adrianus van Luyn, hat angesichts
der Wirtschaftskrise zur Rückbesinnung auf Tugenden aufgerufen. Sie seien die notwendige
Brücke zwischen den grundlegenden Werten und gesetzlichen Normen, sagte van Luyn am
Mittwochabend in Brüssel bei der ComECE-Frühjahrsvollversammlung. In der Krise habe
sich gezeigt, dass nicht alles, was gesetzlich erlaubt sei, auch gerecht oder moralisch
gerechtfertigt sei. Deshalb gehe es darum, eine verinnerlichte Haltung zu fördern,
die das Gemeinwohl als das Interesse aller Menschen im Blick behalte. Der ComECE-Präsident
erinnerte zugleich daran, dass 79 Millionen Europäer unterhalb der Armutsgrenze lebten.
Zumeist seien Kinder noch mehr als Erwachsene der Gefahr der Armut ausgesetzt. Zum
Dialog der EU-Institutionen mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften sagte van
Luyn, die bisherigen Gesprächsformen müssten „in eine verbindlichere Struktur“ gebracht
werden. Es gehe nicht darum, den Dialog neu zu erfinden, sondern das, was bisher gewachsen
sei, fruchtbarer zu machen. Van Luyn kündigte an, das diesjährige Spitzentreffen von
Religionsführern und EU-Institutionen werde am 19. Juli stattfinden. In der ComECE
sind die Bischofskonferenzen aller EU-Staaten vertreten.