Umfassende Aufklärung mit Rücksicht auf die Opfer – bei einem Treffen zum Thema Missbrauch
Minderjähriger in kirchlichen Einrichtungen haben sich das Bundesjustizministerium
und die Deutsche Bischofskonferenz auf enge Kooperation geeinigt. Das geht aus einer
gemeinsamen Pressemitteilung von diesem Donnerstag hervor. „Die Opfer haben das Recht
auf ehrliche Aufklärung“, heißt es dort. Bei der Zusammenkunft an diesem Donnerstag
stimmten Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Erzbischof Robert
Zollitsch Anti-Missbrauch-Maßnahmen der kirchlichen und staatlichen Stellen ab. Man
habe die Begegnung zum „intensiven und konstruktiven Gedankenaustausch“ genutzt, hieß
es in der gemeinsamen Presseerklärung.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz
verwies unter anderem auf die Vatikan-Leitlinien zum Thema von 2003. Diese fordern
bei Aufarbeitung von Missbrauchsfällen die strikte Einhaltung des staatlichen Rechts.
Der Vatikan hatte das Regelwerk an diesem Montag veröffentlicht. Bei Verdachtsfällen
wolle man sich um eine frühe Einbindung der Staatsanwaltschaft bemühen, so Erzbischof
Zollitsch weiter. Hierfür überarbeite man derzeit die innerkirchlichen Leitlinien
zum Thema von 2002. Die dort festgelegten Maßnahmen dürften die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
„weder verzögern noch behindern“, erinnerte die Bundesjustizministerin. Die bisher
getroffenen Maßnahmen der katholischen Kirche gegen Missbrauch begrüßte Leutheusser-Schnarrenberger.
Sie sprach sich jedoch für den Einsatz unabhängiger Berater aus. Dieser könne „hilfreich“
sein, um Hemmschwellen der Opfer zu senken, so die Ministerin.
Beide Seiten
äußerten sich positiv über den Runden Tisch des Bundeskabinetts zum Thema Missbrauch.
Dieser war am 24. März 2010 eingerichtet worden. Die Deutsche Bischofskonferenz wolle
sich auch an der Unterarbeitsgruppe aktiv beteiligen, die sich mit der rechtlichen
Aufarbeitung befasst. Hier soll es unter anderem um das Thema Verjährung gehen. -
Die Auseinandersetzungen zwischen der Bundesjustizministerin und der Deutschen Bischofskonferenz
waren in der Presseerklärung kein Thema. Am Rande der Frühjahrsvollversammlung der
deutschen Bischöfe in Freiburg war es zu Spannungen zwischen Zollitsch und Leutheusser-Schnarrenberger
gekommen, als diese den Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen kritisierte.