Das schwere Erdbeben,
das am Mittwoch den Westen Chinas erschüttert hat, kann eine Solidaritätswelle im
Land bewirken. Diese Möglichkeit räumt der China-Referent von Missio Aachen, Raimund
Kern, angesichts der Katastrophe ein, die bislang mindestens 400 Menschen das Leben
gekostet hat.
„Wenn man etwa zurück denkt an das Erdbeben 2008, das die
Provinz Sezuan betroffen hat, so weiß man, dass die Kirche in China versucht, innersolidarisch
etwas für Opfer zu tun. Sicherlich wird es wie 2008 auch Initiativen von Macao, Hongkong
und Taiwan aus geben, aber auch international. Der Papst selbst hat ja zu Solidarität
aufgerufen. Und in solchen Fällen muss die Solidarität neben dem wichtigen Gebet in
finanzieller, materieller und psychologischer Hilfe bestehen.“
Und vor
dem Erfahrungshintergrund des letzten großen Bebens kommt der Asienexperte zu dem
Schluss:
„Dieses Erdbeben 2008 hat, so furchtbar es war, den Chinesen vielleicht
doch die große Wichtigkeit der Solidarität noch einmal deutlicher vor Augen geführt.
Seitdem hat auch die Religion einen höheren Stellenwert in China erhalten. Es sind
ja dort fünf Religionen anerkannt. Neben dem Christentum Taoismus, Buddhismus und
Islam. Das Christentum wird in protestantische und katholische Religion unterschieden.
Durch die Katastrophe sind die Chinesen viel sensibler für die religiöse Dimension
des Lebens geworden. Gerade durch die Hilfsmaßnahmen sind sie auch aufmerksamer dafür
geworden, dass Christen für viel Gutes stehen.“
Doch Raimund Kern sieht
eine noch größere Reichweite dieses Prozesses:
„Da zeichnet sich vielleicht
auch ein Weg hin zu einer solidarischeren Gesellschaft in China ab. Denn bisher teilt
sich die Gesellschaft ja in eine sehr kleine reiche Schicht und sehr viele Arme. Und
dann gibt es noch die mittlerweile größer werdende Mittelschicht. Aber Mittelschicht
und Arme sind wesentlich sensibler für dieses Verständnis von Solidarität, für das
die Reichen leider noch nicht so ansprechbar sind.“