Papst betet für Erdbebenopfer in China – Erinnerung an Präsident Kaczinsky
Etwa vierhundert Menschen
sind im Nordwesten Chinas bei einem verheerenden Erdbeben ums Leben gekommen; etwa
8.000 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. An sie alle dachte an diesem Mittwoch
auch der Papst von Rom aus – bei seiner Generalaudienz.
„Das starke Beben
hat zahllose Verluste an Menschenleben, Verletzten und materiellen Schäden hervorgerufen.
Ich bete für die Opfer und bin allen Menschen geistlich nahe, die von so schweren
Katastrophen heimgesucht werden: Möge Gott ihre Leiden lindern und sie in diesem schwierigen
Moment stärken! Ich hoffe, dass es nicht an breiter Solidarität fehlen wird...“
Vor
den Tausenden von Pilgern bei seiner Audienz auf dem Petersplatz fand Benedikt XVI.
auch ein paar Worte an die Polen, die ebenfalls von einer schweren Katastrophe heimgesucht
wurden. Ihr Präsident Lech Kaczinsky und zahlreiche Mitglieder der polnischen Führung
sind am Samstag bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen.
„Ich
weiß, dass ihr Staatstrauer abhaltet wegen des Todes eures Präsidenten und der Personen,
die ihn auf dem Flug begleiteten. Möge euch die Botschaft von Ostern trösten! Sie
erinnert uns daran, dass „keiner von uns für sich selber lebt und keiner für sich
selber stirbt, denn (...) ob wir leben oder ob wir sterben – wir gehören dem Herrn!“
(Röm 14,7)
Nossol: „Unglück kann Polen und Russen stärker einen“
Kaczinskys
Tod bedeutet eine Zäsur für Polen und Europa – auch eine Chance: Das tragische Ereignis
könnte die polnische Gesellschaft über konfessionelle und ideologische Grenzen hinweg
versöhnen. Man spüre einen gewissen Neuanfang, sagte der Alt-Erzbischof der polnischen
Diözese Oppeln, Alfons Nossol, dem Münchner Kirchenradio.
Er sei überzeugt,
dass dieser Tod auch die Europäer noch mehr zusammen schweißen wird. Nun würden sich
vor allem Polen und Russland konkreter entgegenkommen. Die russische Reaktion auf
das Unglück zeuge von wahrer Solidarität, so Nossol. Man müsse nun die Geschichte
des polnisch-russischen Verhältnisses neu zu schreiben versuchen. Jetzt könne es einen
neuen, kreativen Anfang geben. Gerade weil bei Katyn, wo vor 70 Jahren ein großer
Teil der polnischen Elite vom sowjetischen Geheimdienst ermordet wurde, nun fast hundert
Vertreter des polnischen Staates ums Leben gekommen sind, müsste man dieses tragische
Ereignis im „Zusammenhang von Wahrheit, Gedenken und Versöhnung zu betrachten versuchen“. Nossol
würdigte Kaczinsky als Wegbereiter der Ökumene in Europa. Er habe das Christentum
als Grundlage für eine europäische Wertegemeinschaft geschätzt und gerne auf den Rat
der Kirche gehört.
Messe für Kaczinsky in Rom
Auch in
Rom hat es jetzt eine Trauerfeier für die verunglückten Mitglieder der polnischen
Führung gegeben. Unter den Zelebranten in der Heilig-Geist-Kirche ganz nah am Vatikan
war der polnische Bischof Zygmunt Zimowski, der den päpstlichen Gesundheitsrat leitet.
„Ich habe in den Augen vieler Menschen Tränen gesehen“, sagt Zimowski hinterher. „Wir
fühlen einen großen Schmerz, auch um die getöteten Geistlichen, unter denen Militärbischof
Tadeusz Ploski ist. Aber jetzt beten wir vor allem für die Erneuerung unseres Landes.“
An
der Messe in Rom nahm auch die polnische Vatikanbotschafterin teil: Es ist die frühere
Ministerpräsidentin Hanna Suchocka. Bestattung am Sonntag Kaczynski und seine
Frau Maria sollen am kommenden Sonntag in der Wawel-Kathedrale in Krakau beigesetzt
werden. Das kündigte der Bürgermeister der Stadt jetzt an. Die Angehörigen des Präsidentenpaares
hätten sich für das Gotteshaus entschieden. Der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz
stimmte dem Antrag offenbar zu. In der Kathedrale sind nahezu alle polnischen Könige
gekrönt und beerdigt worden, aber bislang kein Präsident bestattet. Die Trauerfeier
für die insgesamt 96 Opfer des Absturzes der Präsidentenmaschine wird am Samstag auf
dem Pilsudskiplatz im Zentrum Warschaus ausgerichtet.