2010-04-14 11:26:29

Papst betet für Erdbebenopfer in China – Erinnerung an Präsident Kaczinsky


RealAudioMP3 Etwa vierhundert Menschen sind im Nordwesten Chinas bei einem verheerenden Erdbeben ums Leben gekommen; etwa 8.000 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. An sie alle dachte an diesem Mittwoch auch der Papst von Rom aus – bei seiner Generalaudienz.

„Das starke Beben hat zahllose Verluste an Menschenleben, Verletzten und materiellen Schäden hervorgerufen. Ich bete für die Opfer und bin allen Menschen geistlich nahe, die von so schweren Katastrophen heimgesucht werden: Möge Gott ihre Leiden lindern und sie in diesem schwierigen Moment stärken! Ich hoffe, dass es nicht an breiter Solidarität fehlen wird...“

Vor den Tausenden von Pilgern bei seiner Audienz auf dem Petersplatz fand Benedikt XVI. auch ein paar Worte an die Polen, die ebenfalls von einer schweren Katastrophe heimgesucht wurden. Ihr Präsident Lech Kaczinsky und zahlreiche Mitglieder der polnischen Führung sind am Samstag bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen.

„Ich weiß, dass ihr Staatstrauer abhaltet wegen des Todes eures Präsidenten und der Personen, die ihn auf dem Flug begleiteten. Möge euch die Botschaft von Ostern trösten! Sie erinnert uns daran, dass „keiner von uns für sich selber lebt und keiner für sich selber stirbt, denn (...) ob wir leben oder ob wir sterben – wir gehören dem Herrn!“ (Röm 14,7)

Nossol: „Unglück kann Polen und Russen stärker einen“

Kaczinskys Tod bedeutet eine Zäsur für Polen und Europa – auch eine Chance: Das tragische Ereignis könnte die polnische Gesellschaft über konfessionelle und ideologische Grenzen hinweg versöhnen. Man spüre einen gewissen Neuanfang, sagte der Alt-Erzbischof der polnischen Diözese Oppeln, Alfons Nossol, dem Münchner Kirchenradio.

Er sei überzeugt, dass dieser Tod auch die Europäer noch mehr zusammen schweißen wird. Nun würden sich vor allem Polen und Russland konkreter entgegenkommen. Die russische Reaktion auf das Unglück zeuge von wahrer Solidarität, so Nossol. Man müsse nun die Geschichte des polnisch-russischen Verhältnisses neu zu schreiben versuchen. Jetzt könne es einen neuen, kreativen Anfang geben. Gerade weil bei Katyn, wo vor 70 Jahren ein großer Teil der polnischen Elite vom sowjetischen Geheimdienst ermordet wurde, nun fast hundert Vertreter des polnischen Staates ums Leben gekommen sind, müsste man dieses tragische Ereignis im „Zusammenhang von Wahrheit, Gedenken und Versöhnung zu betrachten versuchen“.
Nossol würdigte Kaczinsky als Wegbereiter der Ökumene in Europa. Er habe das Christentum als Grundlage für eine europäische Wertegemeinschaft geschätzt und gerne auf den Rat der Kirche gehört.

Messe für Kaczinsky in Rom

Auch in Rom hat es jetzt eine Trauerfeier für die verunglückten Mitglieder der polnischen Führung gegeben. Unter den Zelebranten in der Heilig-Geist-Kirche ganz nah am Vatikan war der polnische Bischof Zygmunt Zimowski, der den päpstlichen Gesundheitsrat leitet. „Ich habe in den Augen vieler Menschen Tränen gesehen“, sagt Zimowski hinterher. „Wir fühlen einen großen Schmerz, auch um die getöteten Geistlichen, unter denen Militärbischof Tadeusz Ploski ist. Aber jetzt beten wir vor allem für die Erneuerung unseres Landes.“

An der Messe in Rom nahm auch die polnische Vatikanbotschafterin teil: Es ist die frühere Ministerpräsidentin Hanna Suchocka.
Bestattung am Sonntag
Kaczynski und seine Frau Maria sollen am kommenden Sonntag in der Wawel-Kathedrale in Krakau beigesetzt werden. Das kündigte der Bürgermeister der Stadt jetzt an. Die Angehörigen des Präsidentenpaares hätten sich für das Gotteshaus entschieden. Der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz stimmte dem Antrag offenbar zu. In der Kathedrale sind nahezu alle polnischen Könige gekrönt und beerdigt worden, aber bislang kein Präsident bestattet. Die Trauerfeier für die insgesamt 96 Opfer des Absturzes der Präsidentenmaschine wird am Samstag auf dem Pilsudskiplatz im Zentrum Warschaus ausgerichtet.

(rv/kirchenradio münchen 14.04.2010 sk)







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