D: Ettaler Altabt Hörhammer gibt Misshandlungen zu
Der Altabt von Kloster Ettal, Edelbert Hörhammer, hat die Verantwortung für Misshandlungen
und Missbrauch von Kindern durch Mitglieder seines Ordens übernommen. Auch er selbst
habe als Erzieher Schüler wiederholt misshandelt, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten
persönlichen Erklärung. Dies tue ihm leid. Die Geschädigten bat der 74-Jährige um
Kontaktaufnahme, „damit ich sie persönlich um Vergebung bitten kann“. Hörhammer war
von 1973 bis 2005 Abt von Ettal und dort zuvor als Internatserzieher tätig. Der Benediktiner
räumte in seiner Amtszeit große Fehler im Umgang mit Mitbrüdern ein, die Übergriffe
begangen hätten. So sei es durch den erneuten Einsatz eines schuldig gewordenen Mitbruders
abermals zu Missbräuchen gekommen. Der Altabt erklärte, er befürworte die Bemühungen
der heute verantwortlichen Mitbrüder um Aufklärung der Vorwürfe und Prävention.
Die
Ettaler Benediktiner veröffentlichten am selben Tag den Abschlussbericht des vom Erzbistum
München-Freising beauftragten Sonderermittlers Thomas Pfister. Nach Kontakt zu mehr
als 100 Ettaler Absolventen geht der Münchner Rechtsanwalt davon aus, dass „viele
hundert Schüler Opfer teilweise extrem brutaler Misshandlungen wurden“. Die Straftaten
seien letztlich „vollständig offen praktiziert worden und müssten auch den nicht prügelnden
oder missbrauchenden Brüdern bekannt gewesen sein“, heißt es in dem Bericht.
Die
Klosterverantwortlichen bekannten sich dazu, den Kurs „maximaler Offenheit“ fortsetzen
zu wollen. Zur Unterstreichung dieser Position händigten sie Journalisten zeitweise
auch die von Pfister auf 170 Seiten zusammengetragenen Opferberichte zur Einsichtnahme
aus. Über die Zukunft der zurückgetretenen Führungskräfte des Klosters, Abt Barnabas
Bögle und Prior Maurus Krass, ist offenbar noch keine Entscheidung gefallen. Der Bericht
der apostolischen Visitatoren werde derzeit von den zuständigen Stellen im Vatikan
bearbeitet, hieß es. Man warte nun auf entsprechende Weisungen und Vorschläge des
Heiligen Stuhls.
Das Kloster betont, dass die zeitnahe Veröffentlichung des
Abschlussberichts in enger Abstimmung mit dem erzbischöflichen Ordinariat erfolgt
sei. Mit der Übergabe des Berichtes habe der Sonderermittler Pfister seinen Auftrag
erfüllt. Nachdrücklich widerspricht man in Ettal Äußerungen des Pressesprechers des
Erzbistums, Bernard Kellner: Sie führten „zu falschen Eindrücken in der Öffentlichkeit“.
So sei Pfisters Mandat keineswegs einseitig vom Kloster Ettal beendet worden; er habe
auch kein Redeverbot bekommen.