Eine Äußerung von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone über einen Zusammenhang
von Homosexualität und Pädophilie sorgt für Widerspruch. „Viele Psychologen und Psychiater
bestätigen, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Zölibat und der Pädophilie gibt“,
hatte der zweite Mann des Vatikans bei einer Pressekonferenz am Montag in Santiago
de Chile erklärt. Bertone weiter: „Sie haben aber sehr wohl eine Verbindung zwischen
der Homosexualität und pädophilen Neigungen festgestellt.“ Das französische Außenministerium
wies an diesem Mittwoch die Äußerung Bertones scharf zurück. „Da wird eine inakzeptable
Beziehung hergestellt, und das verurteilen wir“, meinte der Sprecher des Quai d`Orsay,
Bernard Valero. In Deutschland forderte der Grünen-Politiker Volker Beck eine Entschuldigung
des Vatikans. Auch die Deutsche Bischofskonferenz solle klarstellen, dass „diese Diffamierung
der Homosexuellen als Pädophile nicht ihrer Auffassung entspricht“, sagte der Parlamentarische
Geschäftsführer der Grünen am Mittwoch in Berlin. Er warf Bertone vor, er versuche
mit „dieser ungeheuerlichen und skandalösen Entgleisung“ von eigenem Fehlverhalten
bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen abzulenken. – Kardinal Bertone befindet sich
auf einer neuntägigen Reise durch das südamerikanische Land. Sie steht im Zeichen
der Solidarität mit den Erdbebenopfern vom 27. Februar und im Zeichen der 200-Jahr-Feier
der Unabhängigkeit Chiles. Die Äußerung Bertones über einen Zusammenhang zwischen
Homosexualität und Pädophilie war laut Vatikansprecher Federico Lombardi nur auf den
innerkirchlichen Bereich bezogen. Die Kirchenleitung erhebe nicht den Anspruch, generelle
Behauptungen über psychologische oder medizinische Sachverhalte aufzustellen, erklärte
der Jesuit am Mittwoch.