Mit Gelassenheit blickt die Ordensgemeinschaft „Missionarinnen der Nächstenliebe“
auf die Heiligsprechung ihrer 1997 gestorbenen Ordensgründerin Mutter Teresa. „Jeder
weiß, dass sie heilig ist. Wozu brauchen wir ein Wunder?“ So kommentierte Generaloberin
Sr. Mary Prema Pierick das aktuelle Verfahren zur Heiligsprechung ihrer Amtsvorgängerin
im Gespräch mit einer Gruppe österreichischer Journalisten in Kalkutta. Mutter Teresa
selbst sei das Wunder, betonte Schwester Prema. 2003, sechs Jahre nach ihrem Tod,
war die Ordensgründerin selig gesprochen worden; ein Heiligsprechungsverfahren ist
im Gang, noch fehlt aber der Nachweis eines Wunders auf Fürsprache der „Mutter der
Armen“. Für den Orden und seine Arbeit seien ihre Briefe und das Buch „Komm, sei mein
Licht“, in dem ihre geheimen Aufzeichnungen posthum veröffentlicht wurden, eine große
Hilfe, so die Generaloberin. Dass Mutter Teresa, wie die von ihr hinterlassenen Aufzeichnungen
belegen, schon in jungen Jahren auch Verlassenheit und Gottesferne erfuhr, betrachtet
die deutschstämmige Schwester Prema als einen Teil ihrer Lebensaufgabe: „Die Dunkelheit
– auch das war ein Teil ihrer Mission. Mutter Teresa sah Probleme und Schwierigkeiten
immer auch als eine Gabe Gottes, geradezu als ein Geschenk.“ Zur vereinzelt geäußerten
Kritik am Werk Mutter Teresas und ihrem Zugang zu den sozialen Problemen stellte die
Generaloberin klar: „Wir machen keine Sozialarbeit, wir haben eine Mission. Wir möchten,
dass alle Jesus kennenlernen.“ – Die Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe
hat in den Jahren seit dem Tod der Gründerin einen großen Aufschwung erlebt. Sie ist
jetzt in 137 Ländern der Welt vertreten, hat insgesamt 765 Niederlassungen und mehr
als 5.000 Angehörige.