„Viva Chile!“ Mit
diesen Worten ist die Nummer Zwei des Vatikans in Chile eingetroffen. Kardinalstaatssekretär
Tarcisio Bertone soll dort den Opfern des jüngsten Erdbebens die Solidarität des Papstes
ausdrücken; er bleibt bis nächsten Mittwoch. Seinen ersten Termin hatte der umgängliche
Kardinal an diesem Mittwoch im Präsidentenpalast.
„Der Heilige Stuhl hat
mit großer Genugtuung die Zusammenarbeit zwischen den Vertretern der scheidenden und
der neugewählten Regierung beobachtet, beim Übergang der Regierungsverantwortung wie
beim Erdbeben-Notstand. Ich habe der chilenischen Führung die Bereitschaft der katholischen
Kirche versichert, über ihre internationale Caritas wie über das Netz der Pfarreien
weiterhin den am meisten Betroffenen nahe zu sein.“
„Kardinal Bertone
ging es bei seinem Treffen mit der Staatsspitze wohl vor allem darum, dass die Kirche
im Erdbebengebiet weiter als wichtiger Faktor für Hilfe und Wiederaufbau angesehen
wird.“ Das sagt Ramon Abarca, der Sprecher des Erzbistums Santiago. „An diesem
Freitag ist Bertone in der Stadt Concepcion – dieses Bistum wurde vom Erdbeben am
meisten betroffen. Der Kardinal trifft dort viele Opfer und Helfer, und er feiert
eine Messe auf der „Plaza de Armas“. Ab Samstag ist er dann wieder in Santiago.“
„Am
wichtigsten wird am Sonntag die „Fiesta de Cuasimodo“, ein sehr populäres Fest, an
dem Bertone teilnimmt. Und dann trifft er am Sonntag Nachmittag alle Bischöfe von
Chile und überreicht ihnen ein Marienbild, das ihnen der Papst schenkt – dieses Marienbild
soll anschließend bei den 200-Jahr-Feiern Chiles eine Rolle spielen.“
Venezuela,
Mexiko, Kolumbien – das sind Länder, die mit Chile zusammen in diesem Jahr zwei Jahrhunderte
Unabhängigkeit feiern: bicentenario. Die Haupt-Feiern in Santiago sind für den 25.
Mai vorgesehen. Chiles Kirche bereitet das auf ihre Weise vor:
„Das Bild
Mariens wird zusammen mit einem Evangeliar, das uns der Papst ebenfalls schenkt, von
Santiago aus sofort an zwei oder drei Orte gebracht, die vom Erdbeben am meisten betroffen
wurden“, sagt Cristian Prescht. Er ist der Chile-Koordinator der „mision continental“.
„Es kommt u.a. auf eine Insel, die nach dem Beben einen furchtbaren Tsunami erlebt
hat. Und im Anschluß daran geht das Marienbild dann auf eine nationale Wallfahrt von
Süd nach Nord – überallhin, wo es die Ortskirche wünscht. Dabei wird immer für Chile
gebetet werden. Und wir werden immer wieder um einen Tisch sitzen und gemeinsam aus
diesem Evangeliar lesen – damit wir uns bei dieser Wallfahrt nicht nur ins Marienbild
verlieben, sondern auch das Wort Gottes in diePraxis umsetzen!“
Bertone
erzählt, der Papst habe ihm noch am Ostersonntag viele Grüße an Kirche und Volk in
Chile aufgetragen. „Die Feiern zu zweihundert Jahren Bestehen des
chilenischen Staates werden sicher eine gute Gelegenheit, die fundamentalen Werte
dieses Landes und seiner Bevölkerung neu herauszuarbeiten. Viele dieser Werte sind
in diesem Moment des Schmerzes deutlich geworden.“