In Haiti haben die
Menschen in diesem Jahr Ostern in einer sehr einfachen Form gefeiert. Nach dem schweren
Erdbeben vor rund drei Monaten leben noch immer rund eine Million Menschen auf der
Straße. Viele haben den Schock noch lange nicht verarbeitet. Das meint der Apostolische
Nuntius in den Karibischen Ländern, Monsignore Bernardito Auza. Unsere italienischen
Kollegen von Radio Vatikan haben mit dem Nuntius in Port-Au-Prince, der Hauptstadt
Haitis, gesprochen.
„Noch immer sieht man hier viele Leute, die auf der
Straße in einfachen Zelten leben. Diese Personen haben nach wie vor große Angst. Mir
scheint es, als wenn sie die Angst ständig vor Augen hätten und sich der Einsturz
immer wieder in ihrem Kopf abspielen würde.“
Diesen Menschen müsse man
vor allem helfen, so Nuntius Auza. Als einen Schwerpunkt der Hilfsmaßnahmen nannte
er aber auch das kirchliche Personal in Haiti. Teilweise seien diese Menschen, die
selbst anderen helfen sollten, selbst noch traumatisiert nach der schweren Katastrophe.
„Es
gibt viele Priester, viele religiöse Männer und Frauen, die noch immer erstarrt sind
nach dem schrecklichen Erdbeben, die noch immer nicht reagieren können. Aber es gibt,
um da anzusetzen, Gruppen von Psychologen und Priester, die Hilfe anbieten. Die versuchen,
diese Menschen zum Reden zu bewegen, sich zu öffnen. Das Erdbeben hat die Psyche der
Menschen sehr tief verletzt.“
Die internationale Geberkonferenz hat in
der vergangenen Woche vereinbart, fast zehn Milliarden Dollar für den Wiederaufbau
zur Verfügung zu stellen. Für die kommenden zwei Jahre allein 5,3 Milliarden Dollar,
das sind 3,9 Milliarden Euro. Das sei ein sehr wichtiger Schritt, so der Nuntius,
aber angesichts der schweren Zerstörung und der sowieso kaum vorhandenen Infrastruktur
in dem Land, dürfte das nur der Anfang sein. Beeindruckt habe den Nuntius aber die
Religiosität der Haitianer:
„Die Haitianer haben eine sehr sichtbare, sehr
lebendige Religiosität. Man sieht das immer: Auch nach dem Erdbeben, die Menschen
versammeln sich überall in den Straßen und singen gemeinsam „Halleluja“. In ihnen
steckt viel Willenskraft und ich habe das feste Vertrauen, dass diese aus dem Glauben
rührende Kraft ein zentrales Element ist, das den Menschen dabei hilft, ihren psychischen
Schock zu überwinden, der viele noch immer gefangen hält.“