2010-04-06 13:32:47

Haiti: Nuntius berichtet von Schockstarre


RealAudioMP3 In Haiti haben die Menschen in diesem Jahr Ostern in einer sehr einfachen Form gefeiert. Nach dem schweren Erdbeben vor rund drei Monaten leben noch immer rund eine Million Menschen auf der Straße. Viele haben den Schock noch lange nicht verarbeitet. Das meint der Apostolische Nuntius in den Karibischen Ländern, Monsignore Bernardito Auza. Unsere italienischen Kollegen von Radio Vatikan haben mit dem Nuntius in Port-Au-Prince, der Hauptstadt Haitis, gesprochen.

„Noch immer sieht man hier viele Leute, die auf der Straße in einfachen Zelten leben. Diese Personen haben nach wie vor große Angst. Mir scheint es, als wenn sie die Angst ständig vor Augen hätten und sich der Einsturz immer wieder in ihrem Kopf abspielen würde.“

Diesen Menschen müsse man vor allem helfen, so Nuntius Auza. Als einen Schwerpunkt der Hilfsmaßnahmen nannte er aber auch das kirchliche Personal in Haiti. Teilweise seien diese Menschen, die selbst anderen helfen sollten, selbst noch traumatisiert nach der schweren Katastrophe.

„Es gibt viele Priester, viele religiöse Männer und Frauen, die noch immer erstarrt sind nach dem schrecklichen Erdbeben, die noch immer nicht reagieren können. Aber es gibt, um da anzusetzen, Gruppen von Psychologen und Priester, die Hilfe anbieten. Die versuchen, diese Menschen zum Reden zu bewegen, sich zu öffnen. Das Erdbeben hat die Psyche der Menschen sehr tief verletzt.“

Die internationale Geberkonferenz hat in der vergangenen Woche vereinbart, fast zehn Milliarden Dollar für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. Für die kommenden zwei Jahre allein 5,3 Milliarden Dollar, das sind 3,9 Milliarden Euro. Das sei ein sehr wichtiger Schritt, so der Nuntius, aber angesichts der schweren Zerstörung und der sowieso kaum vorhandenen Infrastruktur in dem Land, dürfte das nur der Anfang sein. Beeindruckt habe den Nuntius aber die Religiosität der Haitianer:

„Die Haitianer haben eine sehr sichtbare, sehr lebendige Religiosität. Man sieht das immer: Auch nach dem Erdbeben, die Menschen versammeln sich überall in den Straßen und singen gemeinsam „Halleluja“. In ihnen steckt viel Willenskraft und ich habe das feste Vertrauen, dass diese aus dem Glauben rührende Kraft ein zentrales Element ist, das den Menschen dabei hilft, ihren psychischen Schock zu überwinden, der viele noch immer gefangen hält.“

(rv 06.04.2010 kk)







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