Osternacht: „Taufe ist Wiedergeburt ins neue Leben“
Der religiöse Höhepunkt
der Osterfeierlichkeiten im Vatikan: Papst Benedikt XVI. hat am Samstagabend die Osternacht
im Petersdom gefeiert, den festlichen Gottesdienst zum Gedenken an Jesu Auferstehung
von den Toten. Zu Beginn hat der Papst in der Vorhalle des Petersdoms die Osterkerze
geweiht und an einem Feuer entzündet. Das Kerzenlicht, das anschließend in einer Prozession
in die dunkle Petersbasilika getragen und an die Gläubigen weitergereicht wurde, stand
dabei als Sinnbild für den Sieg Christi über den Tod. Wir Christen sind zu einer
tiefgreifenden Erneuerung aufgerufen. Das hat Papst Benedikt in seiner Predigt während
der Ostervigil betont. Unzucht und Unsittlichkeit nannte er „alte Kleider, mit denen
man nicht vor Gott stehen kann". Vor Tausenden Gläubigen im Petersdom mahnte er dazu,
gemäß dem Taufversprechen diese „Gewänder des Todes“ abzulegen und der „Herrschaft
der Sünde“ zu widersagen.
„Genau dies, das Umgekleidetwerden in das neue
Gewand Gottes, geschieht in der Taufe, so sagt uns der christliche Glaube. Freilich
ist dieses Umkleiden ein Vorgang, der sich das Leben hindurch erstreckt. Was in der
Taufe geschieht, ist der Anfang eines Prozesses, der unser ganzes Leben umspannt –
uns ewigkeitsfähig macht, so daß wir im Lichtgewand Jesu Christi vor das Antlitz Gottes
treten und mit ihm für immer leben können.“
Während der Osternacht
taufte Benedikt XVI., wie auch in vielen Gemeinden weltweit üblich, fünf Erwachsene
und ein Kind und nahm sie so in die Kirche auf. Die vier Frauen, ein Mann und ein
Junge stammten aus Somalia, Albanien, dem Sudan, Japan und Russland. Sie hatten sich
in den vergangenen Monaten in römischen Gemeinden auf ihre Taufe vorbereitet. Der
Papst spendete ihnen das Sakrament der Eingliederung in die Kirche als Ortsbischof
von Rom. Schon im frühen Christentum galt die Osternacht als bevorzugter Tauftermin. Nach
wie vor sei die Taufe „nicht eine etwas umständliche Aufnahme in einen neuen Verein;
sie ist Tod und Auferstehung, Wiedergeburt ins neue Leben hinein", betonte der
Papst. In seiner Predigt nannte Papst Benedikt die Taufe eine „Medizin des ewigen
Lebens“ und das „Kraut gegen den Tod“, das auch heute viele Menschen suchten. Der
Papst relativierte moderne Bemühungen, mit Hilfe der Medizin den Tod immer weiter
hinauszuschieben.
„Auch die heutige Medizin sucht zwar nicht gerade den
Tod auszuschalten, aber möglichst viele seiner Ursachen zu beseitigen, ihn immer weiter
hinauszuschieben. Immer mehr und längeres Leben zu geben. Aber denken wir einmal nach,
wie wäre das eigentlich, wenn es gelänge, vielleicht zwar nicht den Tod ganz auszuschalten,
aber ihn endlos hinauszuschieben, ein Alter von mehreren hundert Jahren zu erreichen?
Wäre das gut?“ Statt dessen kenne der Glaube eine echte Hilfe gegen
den Tod:
„Ja, dieses Kraut gegen den Tod, diese wirkliche Medizin der Unsterblichkeit
gibt es. Sie ist gefunden. Sie ist zugänglich. In der Taufe wird uns diese Medizin
geschenkt. Ein neues Leben beginnt in uns, das im Glauben reift und durch den Tod
des alten Lebens nicht aufgehoben, sondern erst vollends freigelegt wird.“ Begleitet
von festlichen Gesängen übergoss der Papst den Kopf jedes Kandidaten mit geweihtem
Wasser. Aus der Hand ihrer Patinnen und Paten erhielten die Neugetauften einen weißen
Schleier als Zeichen des neuen Lebens in Christus und die Taufkerze, die am Osterlicht
entzündet worden war. Anschließend spendete Benedikt XVI. den fünf Erwachsenen das
Firmsakrament und gab ihnen den Friedensgruß. Bei der folgenden Eucharistiefeier empfingen
sie aus der Hand des Papstes zum ersten Mal die Heilige Kommunion. Gemeinsam mit
dem Papst konzelebrierten bei der Eucharistiefeier rund 30 Kardinäle. Für die Austeilung
der Kommunion an die Gläubigen waren 100 Priester im Einsatz.