Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni hat den Antisemitismus-Vergleich des Päpstlichen
Hauspredigers im Zusammenhang mit der Missbrauchsdebatte als unangebracht und stillos
kritisiert. Die Aussage des Predigers Raniero Cantalamessa beim Karfreitagsgottesdienst
sei umso deplatzierter, als dieser Tag „der unheilvollste in der Geschichte der Beziehungen
zwischen Christen und Juden“ sei, sagte der Rabbiner laut der italienischen Tageszeitung
„Corriere della Sera“ (Samstag). Cantalamessa hatte in seiner Predigt im Petersdom
einen Auszug aus dem Brief eines nicht namentlich genannten jüdischen Freundes zitiert.
Darin hieß es, der Gebrauch von Stereotypen und die Verwechslung von persönlicher
und kollektiver Verantwortung in der Debatte um sexuellen Missbrauch durch Kleriker
erinnere ihn „an die schändlichsten Aspekte des Antisemitismus“.