Papst Benedikt war „der erste, der schon als Kardinal nach neuen und schärferen Regeln
gerufen hat“: Das sagt der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper zu den Vorwürfen
gegen Benedikt im Umgang mit Missbrauchsfällen. „Dass jetzt einige Zeitungen diese
furchtbaren Fälle instrumentalisieren, um den Papst frontal anzugreifen, überschreitet
jede Grenze von Gerechtigkeit und Anstand“, so der Kardinal weiter im Gespräch mit
der Tageszeitung „Corriere della Sera“. Kasper räumt ein, dass es „zumindest in einigen
Fällen“ früher in der Kirche die Tendenz gegeben habe, Missbrauchsfälle zu vertuschen,
um Schaden vom Image der Kirche abzuwenden. „Aber die Strasse, die wir mittlerweile
eingeschlagen haben, ist irreversibel, und das ist auch gut so“, sagt der Kardinal.
Man dürfe aber nicht so tun, „als hätte es das Bewußtsein, das wir heute haben, schon
vor dreißig oder vierzig Jahren geben müssen, als viele der heute diskutierten Fälle
passierten“. Kasper, der den päpstlichen Einheitsrat leitet, verteidigt auch Papst
Johannes Paul II. gegen Vorwürfe. „Wer ihn kannte und wer seine Figur und seine Amtszeit
als Ganzes sieht, kommt zu einem ganz klaren Urteil“, findet er. Man könne „an Johannes
Pauls Denken nicht zweifeln“.