Der arbeitsfreie Sonntag
soll in der EU auch weiterhin gewahrt werden, hört man aus Brüssel. Im Europäischen
Parlament hat deswegen an diesem Mittwoch die erste EU-Konferenz zum Schutz des arbeitsfreien
Sonntags stattgefunden. Ein breites Bündnis von Kirchen, Gewerkschaften, Verbänden
und Politikern hat dabei über Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und
die Gesundheit der Arbeitnehmer beraten. Der CDU-Europaabgeordnete Thomas Mann hat
die erste Europäische Sonntagsschutzkonferenz gemeinsam mit der italienischen EU-Parlamentarierin
Patrizia Toia und der Konrad-Adenauer-Stiftung initiiert und erklärt im Gespräch mit
Radio Vatikan sein Anliegen:
„Ich halte es für sehr wichtig, dass wir gerade
jetzt, im Vorfeld einer Überarbeitung der Regelung zur europäischen Arbeitszeit, das
Thema arbeitsfreier Sonntag mit einbeziehen. Was mit einem kleinen Kolloquium vergangenen
Dezember begann, hat dazu geführt, dass wir gesagt haben, wir müssen zu diesem Thema
eine gemeinsame Konferenz veranstalten. Womit wir nicht gerechnet hatten, war, dass
der Zuspruch so groß sein würde. Denn es haben sich insgesamt 72 Organisationen daran
beteiligt. Und als wir jetzt unser Hearing in einem der größten Säle des Parlamentes
hatten, waren 400 Leute anwesend.“
Die meisten der beteiligten
Parlamentarier, die für den Sonntagsschutz plädieren, hätten mit Widerständen der
gewinnorientierten Konzerne in ihren Heimatländern zu kämpfen gehabt, beschreibt Mann.
Auch die Meinung, sonntags einkaufen gehen zu können sei ein Bürgerrecht des Konsumenten,
sei in den Diskussionen stets vertreten gewesen. Allerdings:
„Die darunter
leiden, sind die kleinen mittelständischen Unternehmen. Die sagen, wenn sie sich gegen
den verkaufsoffenen Sonntag sperren würden, hätten sie spürbare Einbußen, die deutlich
geschäftsschädigend seien. Allein wegen der Konkurrenz. Aber zu mehr Umsatz führt
das gar nicht.“
Und mehr noch:
„Darüber hinaus haben wir von
einem Arbeitswissenschaftler eine klare Botschaft bekommen: Der Sonntag ist ein wichtiges
Element im Laufe des Arbeitsrhythmus, den man hat. Man muss neben den Arbeitsphasen
auch einen Tag der Ruhe haben. Was man dann damit macht, ist von Land zu Land unterschiedlich:
Es gibt eine Fülle von positiven Beispielen, wie man den Sonntag sinnvoll nutzen kann.
Die einen sagen, wir nehmen uns mal richtig Familienzeit. Andere sehen die Möglichkeit,
spirituell aufzutanken und sagen, wir gehen mal in den Gottesdienst, haben Andachten,
haben Messen. Auch viele religiöse Vertreter haben sich sehr rege an der Diskussion
beteiligt. Und das war sehr ermutigend bei unterschiedlichsten Erfahrungen in den
Mitgliedsstaaten.“
So warnte beispielsweise der Linzer
Diözesanbischof Ludwig Schwarz bei der Konferenz vor einem Verlust des Sonntags als
Zeit des Innehaltens. Der Mensch könne nur dann den Sinn seines Daseins erfüllen,
wenn er sich nicht völlig der Wirtschaft ausliefere. Und wie geht es in Brüssel nun
weiter?
„In der nächsten Woche werden wir uns zusammensetzen mit den Hauptausträgern
dieser Konferenz. Einmal wollen wir natürlich die verschiedenen Initiativen ermutigen,
weiter zu machen. Und dann möchte ich alles dafür tun, dass wir gemeinsam an einem
neuen Regelsystem auf EU-Ebene arbeiten. Im Lissabonvertrag ist vorgesehen, dass europaweit
eine Million Stimmen reichen, damit eine Initiative von der Europäischen Kommission
behandelt wird, damit sie dann von Parlament und Rat nicht nur diskutiert wird, sondern
zum Schluss auch zu Ergebnissen führt. An dieser Möglichkeit, eine Million Stimmen
zu sammeln, arbeiten wir jetzt. Und ich denke, die Chancen sind nicht verkehrt: Eine
französische Vertreterin hat von 200.000 aus Frankreich gesprochen. Wir wollen jetzt
schauen, wie wir das Ganze, wie es so schön heißt, operationabel machen.“