Der ÖKT, die Ökumene und der Papst – Ein Gespräch mit Eckhard Nagel
Menschen aller Konfessionen
können auf dem zweiten Ökumenischen Kirchentag gemeinsam das Brot brechen, um das
zu feiern, was sie verbindet: Ihren Glauben. Dazu hat die orthodoxe Kirche in Deutschland
eingeladen, die 2010 erstmals Mitglied im ÖKT-Präsidium ist. Bei einer orthodoxen
Vesper in ökumenischer Gemeinschaft am 14. Mai auf dem Münchner Odeonsplatz können
Gläubige an 1000 Tischen gesegnetes Brot miteinander teilen. Schon jetzt gilt die
Vesper als einer der Höhepunkte des 2. ÖKT. Der orthodoxe Brauch bietet nach dem Dauerstreit
um ein ökumenisches Abendmahl beim Kirchentag – das von katholischer Seite abgelehnt
wird – einen willkommenen Kompromiss. Der evangelische ÖKT-Präsident Eckhard Nagel
dazu im Gespräch mit unserer Kollegin Antje Dechert:
„Das ist ein ganz starkes
Bild dessen, was uns möglich ist in der Ökumene, was wir tun können, ohne – im Respekt
vor anderen Traditionen – Grenzen zu überschreiten, die verletzend wirken könnten,
und deswegen ist es so wichtig, dass wir dieses Bild und diese Möglichkeit in München
auch kenntlich machen und ich erwarte mir, dass das ganz viele Nachahmer haben wird
in der Zukunft.“
Und was hält Nagel von der Ökumenearbeit
Papst Benedikts?
„Ich persönlich glaube, dass er eine hohe Kenntnis hat
für diese Fragen - einfach weil er aus einem Land kommt, wo die Ökumene natürlich
wirklich eine Rolle spielt, weil er selber aufgewachsen ist in einer Phase, in der
sich viele ökumenische Fortschritte haben realisieren lassen. Er ist - in Anführungsstrichen
- ein Kind des Zweiten Vatikanischen Konzils und jemand, der damit und mit den Veränderungen
gewachsen ist und auch in seinen Positionen gewachsen ist. Insofern, glaube ich, ist
er sehr kenntnisreich.“
Allerdings merkt der evangelische ÖKT-Vorsitzende
an:
„Manchmal würde ich mir wünschen, dass er diese Kenntnis noch stärker
und im positiveren Sinne vertritt, im Sinn von Veränderungen und Vertrauen. Ich sehe
es allerdings auch ganz so, wie er es gesagt hat: Man braucht dazu den Heiligen Geist,
der muss wehen. Wichtig ist, dass man alle Türen und Fenster aufmacht, damit der Heilige
Geist auch wehen kann. Und da gibt es manchmal doch den einen oder anderen, der in
Kirchen oder in anderen kirchlichen Institutionen zumindest die Türen gerne noch ein
Stück weit verschlossen halt - das, glaube ich, müssen wir ändern.“