2010-03-26 12:29:02

Vatikan: „Papst hat jeden Missbrauchsfall verfolgt“


Ein früherer Mitarbeiter des jetzigen Papstes weist den Vorwurf zurück, Kardinal Joseph Ratzinger habe als Leiter der Glaubenskongregation Fälle sexuellen Missbrauchs vertuscht. Das sei „absurd“: Ratzinger habe jedes Delikt unnachgiebig verfolgt, sagte Bischof Gianfranco Girotti, Regent der Apostolischen Pönitentiarie, der seinerzeit Mitarbeiter der Glaubenskongregation war. In einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ verteidigt Girotti auch das vatikanische Vorgehen im Fall des US-Priesters Lawrence Murphy, der bis 1974 rund 100 Kinder missbraucht haben soll. Murphy habe bereits im Sterben gelegen, als die Glaubenkongregation 1996 von den Vorgängen Kenntnis erlangt habe, so der Kurienbischof. US-amerikanische Medien hatten Papst Benedikt XVI. und der Glaubenskongregation eine Vertuschung des Falls „Murphy“ vorgeworfen. Zugleich hob Girotti hervor, dass es nie geheime Vorschriften gegeben habe, Fälle sexuellen Missbrauchs zu verschweigen oder eine Anzeige zu unterlassen.

Die US-Opfergruppe „SNAP“ (Netzwerk von Opfern des Missbrauchs durch Priester) ruft den Papst dazu auf, die Dossiers zu US-Missbrauchsfällen, die in der Glaubenskongregation lagern, zu veröffentlichen.

Derweil legt die „New York Times“ einen Tag nach ihren Vorwürfen gegen den heutigen Papst nach: Als Erzbischof von München sei Ratzinger darüber auf dem laufenden gewesen, dass ein pädophiler Priester wieder in der Seelsorge eingesetzt wurde. Zwei damalige Mitarbeiter Ratzingers hätten das der Zeitung bestätigt. Das Erzbistum München-Freising erklärt zu dem neuen Artikel, er enthalte „keine Informationen, die über das hinausgehen, was die Erzdiözese bislang über den Kenntnisstand des damaligen Erzbischofs über die Personalie mitgeteilt hat“. Die Erzdiözese gehe „nach wie vor davon aus, dass der damalige Erzbischof die Entscheidung, Priester H. in der Pfarrseelsorge einzusetzen, nicht gekannt hat.“ Jede anders lautende Darstellung sei „reine Spekulation“. Die gleiche Wortwahl verwendete an diesem Freitag Papst-Sprecher Federico Lombardi.
(kipa/nyt 26.03.2010 sk)








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