70.000 Jugendliche
haben am Donnerstag Abend an einem bunten Treffen mit dem Papst auf dem Petersplatz
teilgenommen. Benedikt XVI. antwortete in freier Rede auf einige Fragen von Teilnehmern;
die kirchlichen Missbrauchs-Skandale spielten bei dem festlichen Abend aber keine
Rolle.
Es war der Weltjugendtag, begangen auf der Ebene des Bistums Rom. Mit
Bussen waren Jugendliche aus vielen Teilen Italiens nach Rom gekommen; auf dem Petersplatz
feierten sie zwischen Palmzweigen, die schon für den kommenden Palmsonntag hier aufgestellt
worden sind. „Heiliger Vater, die Jugendlichen lieben Sie und danken Ihnen für das
Zeugnis des Glaubens, das Sie in diesen Tagen geben, inmitten von Prüfungen und Unverständnis“:
Das sagte Kardinal Agostino Vallini, Generalvikar des Bistums Rom, in seiner Begrüßung.
Es sollte die einzige Anspielung auf die Missbrauchs-Skandale sein; auf der Piazza
gab`s Beifall für seine Worte.
„Heiliger Vater, wie kann ich es anstellen,
dass mein Leben gelingt, dass ich nicht nur an mich selbst denke?“ Ein paar handverlesene
junge Leute dürfen dem Papst einige Fragen stellen, ausgehend vom Evangeliumstext
des reichen Jünglings, und der Papst antwortet ohne vorbereiteten Redetext: „Jesus
zeigt uns den Weg der Liebe“, sagt er und nennt einige „wesentliche Punkte“ dieses
Weges: „die Familie als Fundament der Gesellschaft, der Respekt vor dem Leben, das
Gott schenkt, die Ordnung der Sexualität, der Beziehung zwischen Mann und Frau, die
soziale Ordnung und schließlich die Wahrheit“. „Gott hat für jeden von uns einen Heilsplan,
und ich muss herausfinden, wie ich unter meinen Umständen auf meine Weise diesen Willen
Gottes leben kann“, so Benedikt.
Der Papst erzählt sogar eine kleine Anekdote,
sie handelt von der afrikanischen Ordensfrau Bakhita, von der er schon in seiner ersten
Enzyklika „Deus Caritas est“ erzählt hat: „Diese Schwester Bakhita war Ordensfrau
in einem italienischen Kloster, und eines Tages kommt der Bischof zu Besuch, sieht
da diese kleine schwarze Schwester, von der er bisher nichts wußte, und sagt: Aber
Schwester, was machen Sie denn hier? Und Bakhita antwortet: Dassselbe wie Sie. Der
Bischof ist irritiert und fragt: Wie denn das? Ja, sagt sie, wir beide wollen doch
den Willen Gottes tun, nicht wahr?“
Nachts um elf ist der Petersplatz dann
wieder leer, aber noch hell erleuchtet. Männer lesen Plastiktüten und Papierchen von
der Piazza auf. Ein paar Jugendliche schießen noch, eng umschlungen, Erinnerungsfotos
vor der Kuppel des Petersdoms.
Der Weltjugendtag wird am 28. März in den einzelnen
Ländern auf diözesaner Ebene begangen. Als zentrale internationale Großveranstaltung
findet der Weltjugendtag wieder im August 2011 in Madrid statt. Papst Johannes Paul
II. (1978-2005) hatte die Weltjugendtage Mitte der 80er Jahre ins Leben gerufen. Das
erste offizielle Treffen dieser Art war 1986 in Rom.