Der Patron des Priesterjahres,
der heilige Pfarrer von Ars, ist ein guter Wegweiser in Sachen Missbrauchsaufarbeitung.
Das sagt uns der Abt von Einsiedeln, Martin Werlen. Der Schweizer Benediktiner ist
unter anderem bei der Schweizer Bischofskonferenz für die Bereiche „Sexuelle Übergriffe
in der Kirche“ und „Medien“ zuständig. Der Heilige Jean-Marie Vianney habe sich der
Situation seiner Zeit gestellt. Er bekam 1818 eine eigene Pfarrei in Ars-sur-Formans
bei Lyon, einer religiös desinteressierten Gemeinde. Er habe begonnen, neuen Schwung
in die desolate Ortskirche zu bringen. Daraus habe etwas Großes entstehen können,
so Abt Werlen. „Ich wünsche mir sehr, dass wir nach dem Vorbild des heiligen
Pfarrer von Ars jetzt den Mut haben, uns als Kirche der heutigen Situation zu stellen.
Wir müssen nicht Angst haben, Macht zu verlieren. Wir sollten vielmehr entdecken,
dass uns gerade die aktuelle Situation viel näher an Jesus Christus binden kann und
zu dem führen kann, was eigentlich Kirche ist.“ Die Kirche scheine
in Sachen „Missbrauchsfälle“ nicht mehr aus den Schlagzeilen zu kommen, so Abt Werlen. „Das
Problem, das wir haben, sind aber nicht die Medien. Das Problem ist in unseren eigenen
Reihen, also in unserer Kirche. Es geht auch um den Umgang mit dem Problem in der
Vergangenheit. Auch wenn die Fälle nicht an die Öffentlichkeit gelangt wären, wäre
das Problem da gewesen. Denn alle diese Fälle haben unsere Glaubwürdigkeit in den
vergangenen Jahrzehnten massiv beschädigt, auch wenn sie nicht öffentlich bekannt
waren. Es ist aber traurig, dass uns die Medien zu diesem Sprung helfen mussten. Wir
sollten stattdessen dankbar sein und uns nun dieser Herausforderung stellen.“ (rv
26.03.2010 mg)