Die Schweizer Vinzentinerin
Chiara Pfister wird vermutlich Ende April die vatikanische Kinderkrankenstation verlassen.
Das bestätigt sie gegenüber Radio Vatikan. Seit 25 Jahren leitete die Ordensfrau die
vatikanische Institution, die armen Familien in Rom die Möglichkeit einer medizinischen
Versorgung anbietet. Mario Galgano hat Chiara Pfister bei der Arbeit besucht.
In
der Millionenstadt Rom gibt es etliche Familien – und vor allem Kleinkinder – die
medizinische Hilfe benötigen. Was der Staat nicht bieten kann, das stellt die vatikanische
Familienfürsorgestelle – auf Italienisch Dispensario Pediatrico di Santa Marta – zur
Verfügung. Die Station möchte den Staat nicht ersetzen, sagt uns Sr. Pfister, es gehe
vielmehr um die christliche Nächstenliebe. Nun verlässt Sr. Chiara Pfister die Leitung
der Station, da sie in den Ruhestand geht.
„Das Zentrum wird natürlich weiter
geleitet vom Orden der Vinzentinerinnen. Diese Aufgabe ist seit 1922 dem Orden anvertraut
worden. Meine persönliche Zukunft sieht so aus, dass ich zurück in die Schweiz kehren
werde. Was ich dort konkret machen werde, weiß ich im Moment noch nicht. Ich werde
sicherlich in der französischsprachigen Schweiz tätig sein. Denn ich bin aus dieser
Region hierher nach Rom gekommen und werde auch dorthin zurückkehren.“
Seit
1922 gibt es die Kinderkrankenstation hinter den vatikanischen Mauern. 2010 sind etwa
400 Familien aus etwa 40 Ländern und aus verschiedenen Konfessionen und Religionen
Hilfsempfänger.
„Das Zentrum ist sehr gewachsen. Ich habe sehr viel Verständnis
im Vatikan gefunden. Der Heilige Vater hat ja auch persönlich das Zentrum besucht.
Das war Benedikts erster offizieller Amtsbesuch im Vatikan. Mit sehr vielen materiellen,
aber auch finanziellen Hilfen hat der Papst uns immer wieder unterstützt und sein
Wohlwollen bekundet. Ich finde, seine Geste des ersten offiziellen Besuchs zeigt seine
große Menschlichkeit.“
Nicht nur Benedikt XVI. hat die Kinderstation besucht:
Auch seine Vorgänger haben die Gäste und Mitarbeiter der Kinderkrankenstation persönlich
getroffen. Viele Kurienmitarbeiter haben Sr. Pfister in all den Jahren geholfen.
„Und
diese Haltung habe ich im Vatikan immer wieder erfahren. Beispielsweise schreibt Prälat
Georg Gänswein bei Geschenken, die der Papst uns zukommen lässt, auf dem Begleitbrief,
dass es „für die Lieblinge von Christus – für die Armen“ sei. Ich habe diese Einstellung
immer wieder hier angetroffen. Das erwarten Viele nicht von der Kurie.“
Die
Schweizer Vinzentinerin Chiara Pfister hegt noch Wünsche für die Zukunft der Kinderkrankenstation…
„…dass
sich die Station weiter entwickeln könnte. Solange das Zentrum ein reales Bedürfnis
befriedigt, solange braucht es eine Kinderkrankenstation. Es wäre schön – und das
kann ich selber nicht mehr persönlich verwirklichen – wenn man dem Zentrum einen Baby-Hort
anfügen könnte. Es gibt so viele berufstätige Mütter. Man könnte eine Kombination
anbieten für unsere Schützlinge und die Kinder von Müttern, die im Vatikan arbeiten.
Da könnte man etwas aufbauen, was mir persönlich am Herzen liegen würde.“
Chiara
Pfister ist ausgebildete Sozialarbeiterin. Sie hat ein Diplom der Fürsorgeschule in
Bern. Nach ihrer Ausbildung lernte sie als junge Frau im Rahmen eines Praktikums das
Elend der Pariser Banlieues kennen. Sie trat in den Orden der Vinzentiner-Schwestern
ein, machte ihr Noviziat im Schweizerischen Freiburg. Anschließend absolvierte sie
noch eine Spezialausbildung für Krippenleitung und arbeitete während zwölf Jahren
in der Caritas-Krippe in Genf – bis sie von ihrem Orden vor 29 Jahren nach Rom geschickt
wurde. Zuerst übernahm sie Aufgaben im Gästehaus „Sancta Marta“ im Vatikan, bevor
sie dann die Fürsorgestelle übernahm.