2010-03-24 15:05:37

Vatikan: „Ein Baby-Hort wäre schön“


RealAudioMP3 Die Schweizer Vinzentinerin Chiara Pfister wird vermutlich Ende April die vatikanische Kinderkrankenstation verlassen. Das bestätigt sie gegenüber Radio Vatikan. Seit 25 Jahren leitete die Ordensfrau die vatikanische Institution, die armen Familien in Rom die Möglichkeit einer medizinischen Versorgung anbietet. Mario Galgano hat Chiara Pfister bei der Arbeit besucht.

In der Millionenstadt Rom gibt es etliche Familien – und vor allem Kleinkinder – die medizinische Hilfe benötigen. Was der Staat nicht bieten kann, das stellt die vatikanische Familienfürsorgestelle – auf Italienisch Dispensario Pediatrico di Santa Marta – zur Verfügung. Die Station möchte den Staat nicht ersetzen, sagt uns Sr. Pfister, es gehe vielmehr um die christliche Nächstenliebe. Nun verlässt Sr. Chiara Pfister die Leitung der Station, da sie in den Ruhestand geht.

„Das Zentrum wird natürlich weiter geleitet vom Orden der Vinzentinerinnen. Diese Aufgabe ist seit 1922 dem Orden anvertraut worden. Meine persönliche Zukunft sieht so aus, dass ich zurück in die Schweiz kehren werde. Was ich dort konkret machen werde, weiß ich im Moment noch nicht. Ich werde sicherlich in der französischsprachigen Schweiz tätig sein. Denn ich bin aus dieser Region hierher nach Rom gekommen und werde auch dorthin zurückkehren.“

Seit 1922 gibt es die Kinderkrankenstation hinter den vatikanischen Mauern. 2010 sind etwa 400 Familien aus etwa 40 Ländern und aus verschiedenen Konfessionen und Religionen Hilfsempfänger.

„Das Zentrum ist sehr gewachsen. Ich habe sehr viel Verständnis im Vatikan gefunden. Der Heilige Vater hat ja auch persönlich das Zentrum besucht. Das war Benedikts erster offizieller Amtsbesuch im Vatikan. Mit sehr vielen materiellen, aber auch finanziellen Hilfen hat der Papst uns immer wieder unterstützt und sein Wohlwollen bekundet. Ich finde, seine Geste des ersten offiziellen Besuchs zeigt seine große Menschlichkeit.“

Nicht nur Benedikt XVI. hat die Kinderstation besucht: Auch seine Vorgänger haben die Gäste und Mitarbeiter der Kinderkrankenstation persönlich getroffen. Viele Kurienmitarbeiter haben Sr. Pfister in all den Jahren geholfen.

„Und diese Haltung habe ich im Vatikan immer wieder erfahren. Beispielsweise schreibt Prälat Georg Gänswein bei Geschenken, die der Papst uns zukommen lässt, auf dem Begleitbrief, dass es „für die Lieblinge von Christus – für die Armen“ sei. Ich habe diese Einstellung immer wieder hier angetroffen. Das erwarten Viele nicht von der Kurie.“

Die Schweizer Vinzentinerin Chiara Pfister hegt noch Wünsche für die Zukunft der Kinderkrankenstation…

„…dass sich die Station weiter entwickeln könnte. Solange das Zentrum ein reales Bedürfnis befriedigt, solange braucht es eine Kinderkrankenstation. Es wäre schön – und das kann ich selber nicht mehr persönlich verwirklichen – wenn man dem Zentrum einen Baby-Hort anfügen könnte. Es gibt so viele berufstätige Mütter. Man könnte eine Kombination anbieten für unsere Schützlinge und die Kinder von Müttern, die im Vatikan arbeiten. Da könnte man etwas aufbauen, was mir persönlich am Herzen liegen würde.“

Chiara Pfister ist ausgebildete Sozialarbeiterin. Sie hat ein Diplom der Fürsorgeschule in Bern. Nach ihrer Ausbildung lernte sie als junge Frau im Rahmen eines Praktikums das Elend der Pariser Banlieues kennen. Sie trat in den Orden der Vinzentiner-Schwestern ein, machte ihr Noviziat im Schweizerischen Freiburg. Anschließend absolvierte sie noch eine Spezialausbildung für Krippenleitung und arbeitete während zwölf Jahren in der Caritas-Krippe in Genf – bis sie von ihrem Orden vor 29 Jahren nach Rom geschickt wurde. Zuerst übernahm sie Aufgaben im Gästehaus „Sancta Marta“ im Vatikan, bevor sie dann die Fürsorgestelle übernahm.

(rv 24.03.2010 mg)








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