Hirtenbrief: Die Katholische Aktion Österreich sieht Pro und Contra
Der Hirtenbrief des
Papstes zum Thema Missbrauch hat die Erwartungen teilweise erfüllt. Das sagte die
Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Luitgard Derschmidt, in einem
kathpress-Interview. Es sei gut, dass der Papst das Schweigen der Vergangenheit und
den falschen Umgang mit diesen Vorfällen angeprangert und betont habe, dass es Konsequenzen
geben müsse, so Derschmidt. Sie hätte sich aber gewünscht, dass auch die Frage des
Pflichtzölibats angesprochen worden wäre:
„Der Zölibat ist aus meiner Sicht
nicht die Ursache schlechthin für Kindesmissbrauch. Es ist aber die Frage, welche
Rahmenbedingungen er setzt, die Entscheidungen von Tätern begünstigen. Die Gesellschaft
muss die Sprachlosigkeit beim Thema Sexualität überwinden. Innerkirchlich geht es
vor allem darum, sich einmal mit der Haltung der Kirche zur Sexualität auseinanderzusetzen
- und zwar zur Sexualität als gutes Geschenk Gottes an die Menschen.“
Gleichzeitig
sollten bereits im Beruf stehende Priester besser begleitet werden, so Derschmidt.
Sie setzt sich für eine verpflichtende supervisorische Begleitung ein, wie sie auch
in anderen Berufen üblich sei. Die KAÖ-Präsidentin äußerte Verständnis für alle, die
jetzt an einen Kirchenaustritt denken. Zugleich betonte sie, dass ein Kirchenaustritt
ist nicht die Lösung sei:
„Ich glaube eher, dass es sinnvoll ist - und das
ist auch Gott sei Dank die Entscheidung von vielen Menschen - sich innerhalb der Kirche
voll und ganz dafür einzusetzen, dass solche Dinge ordentlich behandelt werden und
auch präventiv darüber nachgedacht wird, wie man Missbrauch verhindern kann.“
Die
Katholische Aktion Österreich bezeichnet die katholischen Laienorganisationen auf
Vereinsbasis, die in einem direkten und nahen Verhältnis zur Kirche stehen. Zumeist
haben sie einen Priester als Seelsorger zur Seite gestellt, derzeit ist es Bischof
Alois Schwarz aus Klagenfurt. Präsidentin Luitgard Derschmidt ist aus Salzburg.