Der Jesuitenpater Georg Sporschill sieht in der Krise um den Missbrauchsskandal in
der katholischen Kirche auch eine Chance: „Ich hoffe, dass jetzt für das Neue ein
Damm bricht“, sagte er in einem Interview mit einer Wiener Tageszeitung. Die aktuellen
Vorgänge rüttelten an den Grundfesten der Kirche, so der Jesuit, der sich seit Jahrzehnten
für Straßenkinder in Osteuropa engagiert. In Zukunft müsse sich die Kirche wieder
„radikal“ auf die Seite der sozial Schwächsten stellen. Der als „Vater der Straßenkinder“
von Bukarest bekannte Jesuit erwartet sich künftig eine größere Ehrlichkeit in der
Kirche: „Schluss mit frommen Sprüchen, Schluss mit Betulichkeit, Schluss mit Vortäuschung
von Machtstrukturen, die keine mehr sind. Wir müssen die Orte in der Welt entdecken,
wo das Heil passiert, und nicht glauben, wir produzieren es. Das ist die Lehre Jesu.“