Papst rät: „Nicht vorschnell über andere urteilen“
Wer will, kann in
den Worten des Papstes von diesem Sonntag eine Stellungnahme zur Missbrauchs-Debatte
in Deutschland lesen. Dabei ging es ihm beim Angelus zuerst einmal um das Evangelium
von diesem Sonntag: die Johannes-Erzählung von der Ehebrecherin. Sie wird nicht gesteinigt,
als Jesus zu ihren Anklägern sagt: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten
Stein!“
„Gerade in der Fastenzeit führt uns Gottes Wort auf einen
Weg der Umkehr und Erneuerung. Im Evangelium dieses Sonntags mahnt Jesus die Pharisäer
– und auch uns –, nicht vorschnell andere Menschen zu verurteilen. Prüfen wir uns,
ob wir den moralischen Maßstäben, die wir an andere anlegen, auch selbst gerecht werden.
Wir können uns nicht selber heilig machen; wir bedürfen zuerst der Reinigung und der
barmherzigen Liebe des Herrn, um Christus, den Heiligen, zu empfangen.“
„Die
Ankläger der Ehebrecherin waren Heuchler“, so der Papst in seinem italienischen Redeteil:
„Sie taten nur so, als vertrauten sie ihm zum Urteil an. In Wirklichkeit waren
sie darauf aus, ihn anzuklagen und zu verurteilen! Aber Jesus weiß, was im Herzen
der Menschen ist; er will die Sünde verurteilen, aber den Sünder retten – und der
Heuchelei die Maske abreissen... Lernen wir von Jesus, andere nicht zu be- und nicht
zu verurteilen! Lernen wir, unerbittlich mit der Sünde zu sein – und zwar zuerst mit
unserer eigenen! –, aber barmherzig mit den Personen!“
Dass der
Papst aus Deutschland so gar nichts sagt zur Missbrauchs-Debatte in seiner Heimat
– das kann man nach diesen Worten beim Angelus vielleicht nicht mehr so leichthin
behaupten...