Hirtenbrief an irische Kirche: Massnahmen gegen Missbrauch
Papst Benedikt XVI.
hat den mit Spannung erwarteten Hirtenbrief zum Missbrauchsskandal in der katholischen
Kirche unterzeichnet. Das Schreiben, das vor allem an die irische Kirche wegen der
dortigen tausendfachen Missbrauchsfälle gerichtet ist, wurde an diesem Samstag veröffentlicht
und im Vatikan vorgestellt.
Der Brief besteht aus 14 Punkten und einem Gebet
für Irlands Kirche. Mit dem langen Dokument, das klar und deutlich an Irland gerichtet
ist, wendet sich der Papst an die Kirche des Inselstaates insgesamt und an einzelne
Gruppen: Opfer, Täter und Bischöfe. Es handelt sich um einen geistlichen Text, keine
politische Absichtserklärung, keine Dienstanweisung für strukturelle Änderungen oder
Ähnliches. Der Papst hatte am Mittwoch bei der Generalaudienz darum gebeten, dass
der Brief ganz gelesen werde. Niemand erwarte, dass sich diese schmerzliche Situation
schnell lösen ließe, schreibt er darin. Als Grund für die Missbräuche sieht Benedikt
XVI. die häufig verbreitete falsche Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Viele Priester und Ordensleute hätten in den vergangenen Jahrzehnten zu sehr die säkularen
Realitäten übernommen, ohne dabei ausreichend Bezug zum Evangelium genommen zu haben.
An die Opfer des Missbrauchs und ihre Familien gerichtet drückt Benedikt im Hirtenbrief
offen die Schande und die Reue aus, die die Kirche fühle.