Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau geht möglichen Fällen sexuellen Missbrauchs
nach. Der Fall eines Pfarrers in Friedrichsdorf müsse als gesichert angesehen werden,
teilte die Landeskirche am Donnerstag in Darmstadt mit. Die Kirchenleitung habe die
Staatsanwaltschaft eingeschaltet und gegen den Pfarrer ein Disziplinarverfahren eröffnet.
Auch gegen einen Kirchenmusiker und einen ehrenamtlichen Kindergottesdienst-Helfer
seien Vorwürfe erhoben worden, in den 1980er Jahren Abhängige sexuell missbraucht
zu haben. Man stehe im Kontakt mit damaligen Opfern, hieß es weiter. Kirchenpräsident
Volker Jung äußerte sich „erschüttert“. „Wir drücken insbesondere gegenüber den Opfern
unser Bedauern aus“, sagte Jung. Er versicherte, die evangelische Kirche in Hessen
und Nassau werde alles ihr Mögliche tun, um die Vorgänge aufzuklären und für die Zukunft
derartiges zu verhindern. Als Konsequenz aus den Missbrauchsfällen will das Land
Hessen alle 33 Internatsschulen im Bundesland überprüfen. Die Schulleitungen würden
zudem aufgefordert, über mögliche sexuelle Übergriffe der letzten Jahre und eigene
Massnahmen dagegen zu berichten. Kultusministerin Dorothea Henzler will auch das Schulgesetz
ändern. Nach Medienberichten plädiert sie für eine Anzeigepflicht bei Verdacht auf
Missbrauch und für die Abschaffung schulinterner Regelungen.
Unterdessen teilt
der Orden der Salesianer Don Boscos mit, er untersuche Missbrauchsvorwürfe aus den
siebziger Jahren gegen einen Ordensbruder. Ein Vorfall in der Jugendbildungsstätte
„Haus Don Bosco“ im niedersächsischen Calhorn werde derzeit untersucht, teilte Ordenssprecherin
Gabriele Merk am Donnerstag mit. Nach Medienberichten wurde der Ordensbruder vor 32
Jahren bei zwei Jugendlichen übergriffig.