2010-03-17 14:33:21

Priesterkolleg im Campo Santo - ein Ort der Selbstfindung


RealAudioMP3 Den Campo Santo Teutonico, den Deutschen Friedhof am Vatikan, kennen wohl viele Rombesucher. Das dort ansässige Priesterkolleg ist seit diesem Sonntag auch offiziell als Päpstliches Institut anerkannt. Die entsprechende Urkunde wurde durch Prälat Georg Gänswein an den Rektor des Kollegs, Erwin Gatz, überreicht. Veronica Pohl berichtet.

Ein Ort, um sich selbst zu finden. Als solchen beschreiben viele der Freisemester, die während ihres Studienjahres in Rom im Priesterkolleg im Campo Santo Teutonico leben, diesen Ort. Mit einem von Rektor Erwin Gatz zelebrierten Gottesdienst haben die Feierlichkeiten zur Ernennung des Priesterkollegs zum Päpstlichen Institut begonnen. Im Anschluss daran erklärte Prälat Gänswein seinen ganz persönlichen Bezug zum Kolleg:

„Zu den Freisemestern im Kolleg gehörte ich 1980, also vor genau 30 Jahren, auch. Dieses eine Jahr war für meine persönliche Entwicklung und meinen Weg zum Priester von ganz entscheidender Bedeutung. Der Wissenschaftler Erwin Gatz hat auch ein Händchen für diejenigen, die zum Priestertum unterwegs sind. Und so, wie Sie in der Predigt von dem einen Geiste betont haben, dass man Entscheidungen fordern und zu Entscheidungen beitragen soll, darf ich sagen, dass Sie in diesem Sinne zu meinem Leben auf Ihre Weise beigetragen haben. Ein herzliches Vergelt´s Gott.“

Rektor Gatz feierte zeitgleich am Sonntag sein 35-jähriges Jubiläum als Rektor des Priesterkollegs. Die aktuelle Diskussion um den Zölibat, die in Deutschland geführt wird, beschreibt der Kollegsleiter als „hysterisch“. Vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen sieht er den Zölibat als Möglichkeit zu „großer Freiheit“:

„Von den Studierenden, die ich hier erlebt habe, sind 80 Prozent tatsächlich Priester geworden. Natürlich verfolgen wir die Diskussion in Deutschland. Das Beunruhigendste an der ganzen Sache ist nicht, das hie und da ein Priester mal einen Fehltritt macht, was, gemessen an anderen Bevölkerungsgruppen, ja relativ selten vorkommt, sondern, dass die Masse der katholischen Bevölkerung nicht mehr für den Pflichtzölibat ist. Sie ist zwar für den Zölibat, aber als Wahlmöglichkeit. Und das beunruhigt uns am meisten. Denn die Atmosphäre, aus der die künftigen Priester heraus kommen, ist nicht mehr so gegeben wie früher. Als ich mich vor über 60 Jahren langsam dem Gedanken annäherte, Priester zu werden, hat die große Mehrheit dem Pflichtzölibat noch zugestimmt.“

Der Campo Santo Teutonico ist seit mehr als tausend Jahren ein „deutscher Friedhof“ im Vatikan. Neben dem vollständig von Mauern umschlossenen Gräberfeld gehören dazu die Kirche Santa Maria della Pietà, das Priesterkolleg und Räume des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft.

(ard/rv 17.03.2010 vp)








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