Die Qualität von Pflegeeinrichtungen
steht bundesweit auf dem Prüfstand. Allerdings erreicht der derzeitige Prüfkatalog
nicht das Ziel des Gesetzgebers, die Qualität der stationären und ambulanten Pflege
offenzulegen und für die Bürger vergleichbar zu machen. Das kritisieren Fachanwälte
für Heim- und Pflegerecht aus dem ganzen Bundesgebiet - und fordern deshalb eine Überarbeitung
des „Pflege-TÜVs“. Der Darmstädter Fachanwalt Jörn Bachem macht im Gespräch mit Radio
Vatikan deutlich, warum auch die neuen Transparenzberichte, mit denen der Gesetzgeber
seit Ende letzten Jahres versucht, neben einem Katalog von Standardleistungen auch
die Lebens- und Ergebnisqualität von Pflegeeinrichtungen zu überprüfen, noch nicht
der Weisheit letzter Schluss sind:
„Man muss sich vor Augen führen, dass
der so genannte Pflege-TÜV ungefähr eineinhalb Jahre vor der letzten Bundestagswahl
beschlossen wurde. Natürlich auch, um öffentlichkeitswirksame Erfolge zu vermelden.
Aber in Fachkreisen war immer klar, und das wissen die Pflegeeinrichtungsverbände
genauso wie die Kranken- und Pflegekassen, dass es eindeutige Indikatoren, also Kriterien,
um die Lebens- und Ergebnisqualität zu messen, bisher noch nicht gibt. Was macht gutes
Leben in Pflegeeinrichtungen aus? Das muss erst noch wissenschaftlich erforscht werden.
Dass diese Messungen bisher nicht wirklich gelingen, zeigt sich zum Beispiel in den
gravierenden Unterschieden in der Herangehensweise in den unterschiedlichen Bundesländern.“
Da
die Bereitstellung von aussagekräftigen Prüfberichten unter diesen Voraussetzungen
noch einiges an Zeit und wissenschaftlicher Aufarbeitung bedürfe, appelliert Bachem
an die Betroffenen, verstärkt nicht nur auf ausgestellte Notenspiegel, sondern die
eigenen Einschätzungen zu setzen:
„Zuerst einmal muss man sich klar werden:
Was brauche ich? Oder was brauchen beispielsweise meine Eltern? Was ist ihnen wichtig?
Ist es ihnen zum Beispiel wichtig, dass sie ins Freie kommen? Gibt es einen Garten?
Gibt es zum Beispiel auch ehrenamtliches Personal, das dafür Sorge trägt, dass auch
diejenigen in den Garten kommen, die nicht mehr mobil sind? Ganz wichtig ist beim
Lesen der Pflegenoten auch, auf die Einzelbewertungen zu achten und diese kritisch
zu hinterfragen. Wenn mich eine 5 irritiert, macht es Sinn, in die Einrichtung zu
gehen und die Pflegedienstleitung darauf anzusprechen, wo die Bewertung herkommt.
Außerdem sind klare Ansagen darüber nötig, was genau von einem Heim erwartet wird.
Man muss konkret anfragen, wie diese Erwartungen erfüllt werden können. Und der Einsatz
von Ehrenamtlichen ist dabei für mich ein ganz wesentliches Kriterium.“